Überfall mit Handys gefilmt

TRIER. Eine Gruppe Jugendlicher und junger Erwachsener griff Ende Dezember auf dem Trierer Viehmarkt vier Männer an. Die Täter schlugen ihre Opfer zusammen – und filmten den Angriff (der TV berichtete). Nun hat die Polizei zwei Handys, mit denen das Geschehen am Tatort aufgezeichnet wurde, sichergestellt.

"Ich werde diese Nacht mit Sicherheit nicht so schnell vergessen können", sagt Marco Gessinger im Gespräch mit dem TV. Seine Verletzungen sind verheilt. "Der Überfall hat zwar kein Trauma verursacht, aber es gibt doch zu denken, dass so etwas mitten in Trier geschehen kann." Gessinger, ein Informatiker aus Piesport, feierte in jener Nacht mit seinen Freunden Dennis Hill, Michael Prüm und dem Norweger Kent Morten Soersdahl seinen Junggesellenabschied. Sie gingen gerade über den Viehmarkt, als sie angegriffen wurden. "Zuerst waren es nur vier oder fünf, dann wurden es immer mehr."Mit blauem Auge vor den Traualtar

Die Angreifer schlugen Gessinger zusammen, er trat drei Tage später mit blauem Auge und weiteren Blessuren vor den Traualtar. "Wir kannten die Angreifer nicht, es gab auch vorher kein Wortgeplänkel oder eine andere Auseinandersetzung", betont Gessinger auch heute noch. "Sie hatten es auf mich abgesehen. Meine Freunde wurden gezielt daran gehindert, mir zu helfen." Aus Sicht der Opfer hatte der Angriff auf dem Viehmarkt nur einen Sinn: Er sollte gefilmt und später im Internet veröffentlicht werden. "Happy Slapping" nennt sich dieses Gewalt-Phänomen. Der Begriff wurde in Großbritannien geprägt. Jugendliche fallen über wildfremde Passanten her, schlagen und treten sie und filmen die Szenen mit einem Video-Handy, um sie dann über das Internet zu verbreiten. "So war es auch in unserem Fall", betont Gessinger. Kent Morten Soersdahl gab an, gesehen zu haben, wie ein zu der Angreifer-Gruppe gehörender Jugendlicher die Schlägerei gefilmt hat. Das bisherige Ergebnis der Ermittlungen scheint diese Sichtweise zu bestätigen. Zwei Handys mit Aufzeichnungen vom Tatort hat die Polizei gefunden. Das sagte Pressesprecherin Monika Peters gestern dem TV. Die Polizei ermittelt gegen acht Beschuldigte, die nach TV-Informationen zwischen 16 und 20 Jahre alt sind. "Die polizeilichen Ermittlungen stehen kurz vor dem Abschluss", so Peters. Danach geht der Fall zur Staatsanwaltschaft. Gefährliche Körperverletzung

Der Vorwurf der gefährlichen Körperverletzung steht im Raum. "Aus den Vernehmungen ergeben sich unterschiedliche Aussagen zu Entstehung und Verlauf der Auseinandersetzung", umschreibt Peters das bisherige Ergebnis der Ermittlungen. Das heißt, dass sich beide Gruppen gegenseitig beschuldigen, die Schlägerei begonnen zu haben. "Völliger Unsinn", so Gessinger. "Das würde heißen, dass wir uns zu viert mit einer mehr als doppelt so großen Gruppe angelegt hätten, und das drei Tage vor meiner Hochzeit." Er bleibt dabei: "Wir kannten die Angreifer nicht und haben sie auch nicht provoziert." Die Auswertung des mit den Handys festgehaltenen Filmmaterials dauert noch an, meldet das Polizeipräsidium.

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