Uhus mögen Steinbrüche

Die Gewinnung von Rohstoffen hat in Rheinland-Pfalz künftig den gleichen Stellenwert wie der Naturschutz. Der erste Rohstoffbericht des Landes weist dem Abbau von Gesteinen oder feuerfestem Ton überdurchschnittliche Bedeutung zu. Ökonomie und Ökologie sind dabei durchaus in Einklang zu bringen, heißt es in Mainz.

Mainz. Rund 38 Millionen Tonnen mineralische Rohstoffe werden jährlich in Rheinland-Pfalz gefördert: Damit wird in Rheinland-Pfalz nicht nur Rohstoffsicherheit für den Wirtschaftsstandort gewährleistet, der Abbau steht auch für mehr als 20 000 Jobs in den 658 Steinbrüchen, Gruben und Bergwerken. Der Rohstoffbericht gibt nicht nur erstmals einen genauen Überblick über Bedeutung und Ausmaß der Abbau-Situation im Land. Er ist auch Grundlage für die Rolle der Rohstoffsicherung in der Landesentwicklungsplanung.Vorbehalte in der Bevölkerung

Nach Angaben von Wirtschaftsminister Hendrik Hering sind in den letzten Jahren die ökologischen Herausforderungen deutlich gestiegen und Vorbehalte in der Bevölkerung gegenüber Neuerschließungen gewachsen. Mit dem Rohstoffbericht sollen langfristige Strategien verbunden werden, um die begrenzten Vorräte möglichst lange zu nutzen.Einige Stoffe wie Tuff, Trass, Bims und Lavaschlacke werden nur in Rheinland-Pfalz abgebaut. Mehr als 40 Prozent an hochwertigen feuerfesten Tonen kommt aus dem Land. Der Rohstoffabbau wird künftig mit anderen Belangen wie Naturschutz abgewogen, was laut Innenminister Karl Peter Bruch ein Fortschritt ist.Zwar gibt es positive Beispiele, wie vermeintlich unvereinbare Interessen von Landwirtschaft und Naturschutz unter einen Hut zu bekommen sind - wie beim Bau eines Hochwasserpolders am Rhein, in dem gleichzeitig Landwirtschaft betrieben und Kies abgebaut werden kann. Auch konnten die Erweiterungsflächen der Firma Wotan Zement für den Kalkabbau in der Vulkaneifel mit den Vorgaben des betroffenen Vogelschutzgebietes für die Uhu-Vorkommen in Einklang gebracht werden. Doch noch lange nicht in allen Fällen bleibt die Abwägung konfliktfrei. So ging der Lavasand-Abbau in Gerolstein erst nach einem Gerichtsurteil weiter. Ärger gab es auch um den Untertageabbau von Dolomit in Wellen an der Obermosel, weil Rohstoff-Flächen für einen Golfplatz zur Verfügung gestellt wurden. Die Gemeinde Stromberg im Hunsrück lehnt die Erweiterung des Kalk-Abbaus ab, und im Westerwald stößt die Gewinnung von Ton oder Basalt keineswegs nur auf Zustimmung. Mehr Transparenz und frühzeitige Abwägung der Belange soll künftig die Suche nach mehr Einklang erleichtern.Den Rohstoffbericht gibt es kostenlos beim Wirtschaftsministerium, 55116 Mainz, oder unter www.mvwlw.rlp.de. News&Aktuelles, Infomaterial.

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