Um ein Haar dem Täter auf der Spur

MAINZ. Moderne DNA-Analyse und "genetischer Fingerabdruck" lassen Kriminalbeamte hoffen und lehren Straftäter das Fürchten. Beim Landeskriminalamt (LKA) in Mainz kann jetzt auch ein einfaches Haar den bisher nicht entdeckten Täter entlarven.

Rund 18 Jahre nach einem Sexualmord wurde Anfang September in Koblenz der Täter verurteilt. Ein Fall unter inzwischen vielen späten Ermittlungserfolgen. Die Zahl der schrecklichen Vergehen, die nach Jahren oder gar Jahrzehnten doch noch gesühnt werden können, steigt zunehmend. Immer mehr verfeinerte DNA-Analysen machen es möglich. Etwa 8000 Treffer meldete inzwischen die von den Ländern beim Bundeskriminalamt angelegte Datenbank beim Abgleich. Allein für Rheinland-Pfalz wurden mehr als 1000 Treffer registriert. Die Zahl wird weiter steigen, hoffen die Spezialisten des Landeskriminalamtes, die nun als erste außerhalb des Bundeskriminalamtes über ein Labor verfügen, das Haare auch ohne Hautzellen auf die menschliche DNA-Struktur analysieren und daraus einen so genannten genetischen Fingerabdruck entwickeln kann. Die neue Methode ist nach Angaben von Innenminister Walter Zuber deshalb bahnbrechend, weil an Tatorten von Tötungs- oder Sexualdelikten zu fast 90 Prozent ausgefallene Haare ohne Hautzellen sichergestellt werden. Die können mit den üblichen Verfahren nicht ausgewertet werden. Man werde allen noch offenen Ermittlungsverfahren im Land noch einmal nachgehen, sagt LKA-Präsident Hans-Heinrich Preußinger. Nicht klar ist bislang, wie viele Fälle mit der neuen Methode aufgegriffen werden können. Nicht das Alter, sonder der Zustand der Haare spielt laut Rainer Wenzel, Leiter der LKA-Abteilung Biologie, eine entscheidende Rolle. Pro Woche sollen zehn bis 20 Proben untersucht werden.Eine Probe für 2000 Euro

Bei Einrichtungskosten von 75 000 Euro für das Labor und rund 250 000 Euro jährlichen Betriebskosten einschließlich des Personalbudgets für das Expertenteam sind für eine Haaranalyse bis zu 2000 Euro anzusetzen. Die Haare werden dabei zerkleinert und aufgelöst, um die DNA freizulegen und ihre Struktur mit hochmodernem Gerät am Ende farblich sichtbar zu machen. Der Fortschritt des neuen Verfahrens: Man braucht nicht mehr auf Hautzellen zurückzugreifen, um die für jeden Menschen einmalige DNA-Maske herauszufinden, wie Diplom-Biologin Stefanie Grethen erläutert. Da diese Spur in Blut, Speichel oder Sperma identisch ist, kann das Ergebnis mit der DNA-Datei beim BKA, in der bereits tausende Täter und Verdächtige gespeichert sind, abgeglichen werden und dort möglicherweise über einen Treffer konkrete Hinweise liefern. Seit gut zwei Jahren arbeitet bereits das BKA mit dieser neuen Methode und hat dabei unter anderem zwei früheren Terroranschlägen der Roten Armee Fraktion gezielt Täter zuordnen können. Verbrechensbekämpfung heiße für die Ermittler vor allem Spurenanalyse, betont Minister Zuber und reklamiert für Rheinland-Pfalz, bei der modernen Kriminaltechnik bundesweit ganz vorn zu sein.

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