Umstrittene Annäherung ans Private

BIERSDORF. Im Dorint-Ressort-Hotel am Stausee Biersdorf referieren Experten im Rahmen der "Bitburger Gespräche" über das duale Rundfunksystem in Deutschland.

Zahlreiche Teilnehmer, darunter Vertreter der öffentlich-rechtlichen und privaten Fernsehanstalten, Universitäts-Professoren aus ganz Deutschland sowie Juristen sind der Einladung der Gesellschaft für Rechtspolitik und des Instituts der Rechtspolitik an der Universität Trier gefolgt, um an den 48. Bitburger Gesprächen am Stausee Biersdorf teilzunehmen. Unter dem Motto "Das duale System des Rundfunks in Deutschland - ein Auslaufmodell?" geht es in der gestern begonnenen und heute endenden Tagung um die Situation der Medien in Deutschland. Und dabei unter anderem auch um die These, dass sich die öffentlich-rechtlichen Fernsehanstalten wie ARD und ZDF von den privaten Sendern in Bezug auf Programmgestaltung und -vielfalt kaum noch unterscheiden. Zwar zeigten qualitative Messkriterien wie die Verleihung des Fernsehpreises, dass die Öffentlich-Rechtlichen dabei noch weit vor den Kommerziellen lägen, aber eine über die Jahre kontinuierliche Annäherung sei nicht von der Hand zu weisen, meint dazu Professor Hans Mathias Kepplinger von der Uni Mainz. "ARD und ZDF sind nicht mehr das, was sie mal waren", resümiert Kepplinger und nennt als Beispiele den Schleichwerbungsskandal bei der ARD-Soap Marienhof oder aber die mediale Verwertung im Fall der 14-jährigen Stephanie bei Johannes B. Kerner, der das Entführungsopfer in seiner Sendung interviewt hatte.Schlachten aus vergangenen Zeiten

Dass sich ARD und ZDF in den vergangenen zwei Jahrzehnten verändert hätten, dem stimmt auch Susanne Pfab von der ARD zu - "Aber sie sind besser geworden". So gebe es beispielsweise im Programm ihres Senders sechs politische Fernsehmagazine, "und bei den Privaten sehe ich da kein einziges". Auch Fritz Raff, seit Anfang Januar Vorsitzender der ARD, lässt die Kritik an seinem Sender nicht auf sich sitzen: "Was hier ausgetragen wird, sind zum Teil noch Schlachten aus vergangenen Zeiten." Kepplinger ist da anderer Meinung. "Die Öffentlich-Rechtlichen sind gute Programme, doch sie gehen einen falschen Weg", sagt Kepplinger. So seien "die Programme nach 20 Uhr austauschbar".

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