Umstrittener Weg zum Turbo-Abi

MAINZ. Nur noch zwölf Jahre bis zum Abitur, fordert die CDU. Ihr sind die Schulzeit zu lang und die Abiturienten zu alt. Während Bildungsministerin Doris Ahnen (SPD) um die Qualität fürchtet, halten die Grünen das schnellere Abitur an Ganztagsschulen für machbar. Auch die FDP will nach 2006 kürzen.

Zwölf oder 13 Jahre bis zur Hochschulreife? In der seit vielen Jahren umstrittenen Frage schwenken immer mehr CDU-geführte Bundesländer in Richtung kürzere Schulzeit. Geht es nach der rheinland-pfälzischen Union, soll bereits im nächsten Schuljahr ein schnellerer Weg zum Abitur eingeschlagen werden. Statt bisher nach dem bundesweit einmaligen Rheinland-Pfalz-Modell in gut 12,5 Schuljahren die Reifeprüfung abzulegen, will sie dem Beispiel mehrerer ostdeutscher Länder und des Saarlands folgen, in denen das Abitur bereits nach zwölf Jahren vergeben wird oder ein entsprechender Umbau in der konkreten Umsetzung ist. Um ein Jahr verkürzt werden kann nach den CDU-Vorstellungen in der Sekundarstufe I, wie in einem Parlamentsantrag erläutert wird. Dort soll ab Klasse 7 mit zusätzlichem Unterricht an zwei Nachmittagen oder Samstagen begonnen werden, um die bundesweit vereinbarte Pflichtstundenzahl bis zum Abitur auch in einer nur achtjährigen Gymnasialzeit einzuhalten. In keinem anderen Land werde so spät eingeschult, dauerten Schule und Studium so lange, wie in Deutschland, argumentieren die CDU-Bildungsexperten Josef Keller und Erhard Lelle. Sie wollen die Schüler konkurrenzfähiger machen, nicht zuletzt, weil auch Baden-Württemberg und Hessen die verkürzte Schulzeit zumindest schon beschlossen haben. "Wir stehlen der Jugend bisher ein Jahr, in dem sie früher in eine weitere Ausbildung oder den Beruf wechseln könnte", so Keller. Die Konzentration des Unterrichts auf weniger Schuljahre ist nach seiner Auffassung von den Schülern zu leisten. Auch Qualitätsverluste befürchtet die CDU unter Verweis auf die Erfahrungen in den neuen Ländern nicht. "Die verkürzte Schulzeit ist für uns kein Sparmodell", versichert Lelle. Weder Geld noch Lehrerstellen sollen wegfallen. Erhalten bleibt die dreijährige Oberstufe, um den Wechsel von Real- oder Hauptschülern nach der zehnten Klasse zu gewährleisten. Ministerin Ahnen hält dagegen

Eine generelle Schulzeitverkürzung gefährde die Qualität der Ausbildung, erschwere den Übergang von anderen Schularten und drohe die Abiturientenquote zu senken, hält Bildungsministerin Doris Ahnen dagegen. Studien belegen nach ihren Angaben für Rheinland-Pfalz und andere Bundesländer, dass nur rund ein Viertel der Schüler an den Gymnasien die Hochschulreife ohne Abstriche an Anforderungen und Qualität bereits nach acht Jahren erreichen könnten. Von der Einführung des Abiturs mit 12,5 Schuljahren im Jahr 2002 haben laut Ahnen bisher 20 000 Jugendliche mit einen Zeitgewinn von einem halben Jahr für den weiteren Bildungsweg profitiert. Sie verweist zudem auf Begabtenklassen, die in Schulen bereits eingerichtet werden können und eine Reifeprüfung nach zwölf Jahren ermöglichen. Die Grünen können sich verkürzte Schulzeiten nur mit Ganztagskonzept vorstellen. Notwendig sei jedoch die konzentrierte Förderung aller Schüler. Eine Sonderstellung allein für das Gymnasium lehnen sie ab. Die FDP ist grundsätzlich für das schnellere Abitur, sieht allerdings in der Wahlperiode bis 2006 keine Möglichkeit, eine Schulzeitverkürzung ohne Qualitätsverlust zu organisieren.

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