Ungebremst auf die Gegenfahrbahn

Tragödie in der Nacht zum Samstag auf der Bundesstraße 259 bei Ulmen: Beim schwersten Verkehrsunfall der vergangenen Jahre im Kreis Cochem-Zell starben vier Menschen. Zwei weitere Opfer liegen schwer verletzt im Krankenhaus.

Ulmen/Alflen. Es ist kurz vor Mitternacht in der Nacht zum Samstag: Auf der B 259, etwa 200 Meter vor der ersten Einfahrt nach Ulmen, gerät ein Richtung Kelberg fahrender Wagen auf die linke Fahrbahnseite. Einziger Insasse ist ein 22-jähriger beim Jagdbombergeschwader 33 stationierter Soldat aus den neuen Bundesländern. Er prallt ungebremst und frontal auf einen entgegenkommenden Wagen. In dem sitzen fünf Personen: eine 40-jährige Frau aus Alflen, zwei ihrer Söhne und zwei weitere junge Leute. Aufprall immens heftig

Die Mutter hat die Kinder vom Junggesellenfest in Ürsfeld im Nachbarkreis Daun abgeholt. Der Aufprall ist von immenser Heftigkeit: Die Frau, ihr 17-jähriger Sohn und dessen 18-jährige Freundin aus Blankenrath sind vermutlich sofort tot. Ein zweiter Sohn der Frau, 18 Jahre alt, und ein 17-jähriger Freund, ebenfalls aus Alflen, überleben schwer verletzt. Wie auch zunächst der vermutlich unfallverursachende Fahrer, der aber wenig später im Notarztwagen seinen Verletzungen erliegt.Den Rettern und Helfern bietet sich ein Bild des Grauens: Die beiden Wagen sind total ineinander verkeilt, die Opfer können nur schwer geborgen werden. Neben drei Notärzten und zahlreichen Helfern des Roten Kreuzes ist auch die Feuerwehr Ulmen im Einsatz, die die Unfallstelle ausleuchtet und die total demolierten Autowracks zur Bergung der Opfer auseinanderschneidet. Das Ausmaß der Tragödie erfordert aber auch den Einsatz der Notfallseelsorge des Kreises. Deren Helfer stehen Feuerwehr, Polizeibeamten und Sanitätern mit psychologischer Unterstützung zur Seite. Die beiden schwer verletzten Überlebenden werden in Krankenhäuser nach Trier und Koblenz gebracht. Ihr Zustand hat sich, so jüngste Informationen, inzwischen stabilisiert, sie schweben aber immer noch in Lebensgefahr. Noch in der Nacht versuchen Polizei und Unfallsachverständige, die Ursache des Geschehens zu rekonstruieren. Sie stehen vor einem Rätsel. Zeugen gibt es keine, bis eventuell auf die zwei noch nicht vernehmungsfähigen Schwerverletzten. Gerade Straße bestens einsehbar

Die ausgesprochen gut ausgebaute Bundesstraße verläuft im Bereich des schrecklichen Geschehens auf etwa einem Kilometer schnurgerade und ist bestens einsehbar. Bremsspuren gibt es nicht. Warum also geriet der 22-jährige Soldat mit seinem Wagen so unvermittelt auf die Gegenfahrbahn? Mögliche Erklärung dafür nach Einschätzung eines Polizeibeamten sind Sekundenschlaf oder das plötzliche Verreißen des Lenkrads, etwa infolge eines ins Auge geflogenen Insekts. An eine dritte Möglichkeit wagt man gar nicht zu denken, sie muss aber auf grund der rätselhaften Umstände ebenfalls untersucht werden: dass der junge Mann sein Auto in selbstmörderischer Absicht auf die Gegenfahrbahn steuerte. Die Ermittlungen dauen an.Schock, Entsetzen und Trauer in Alflen: Im Radio hört man schon am Samstagmorgen von dem grauenvollen Unfall nur wenige Kilometer entfernt. Die wenigsten wissen zu diesem Zeitpunkt, dass es Mitbürger getroffen hat. Seit gut zehn Jahren lebte die russlanddeutsche Familie im Ort, unauffällig, aber durchaus integriert ins Dorfleben. Ein Haus direkt gegenüber der Dorfwirtschaft hatte sie gekauft, die Mutter war in vielen Alflener Haushalten als Putzhilfe tätig, eine, so Mitbürger, ruhige, aber sehr nette Frau. Die Söhne waren und sind im Fußballverein aktiv, der Vater hat sich nach Angaben des Ortsbürgermeisters gerade in den vergangenen Monaten intensiv um die Wiedereröffnung des Jugendclubs gekümmert. Neben den beiden Opfern hat er drei weitere Kinder, die ihre Mutter verloren haben.An der Unfallstelle erinnern seit gestern Blumensträuße an die Opfer.

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