Uni Mainz rüstet sich für Studentenansturm

MAINZ. Die Universität Mainz will einem erwarteten Ansturm von "Gebühren-Flüchtlingen" aus anderen Bundesländern mit einer Zulassungsbeschränkung in allen Studienfächern begegnen. An der Uni Trier gibt es bislang keine ähnlichen Pläne.

Studieren in Rheinland-Pfalz soll nach den Plänen der Landesregierung zwar auch künftig gebührenfrei bleiben, allerdings nur für Studenten mit Wohnsitz im Land. Trotz dieser Landeskinderregelung rechnen die Universitäten mit einem Ansturm im kommenden Jahr, wenn alle Nachbarländer Studiengebühren einführen. Die Mainzer Universität mit ihren rund 35 000 Studenten will frühzeitig die Reißleine ziehen und Zulassungsbeschränkungen (Numerus Clausus) für alle Fächer beim Wissenschaftsministerium beantragen, bevor eine Invasion aus dem benachbarten Hessen einsetzt. Sollte die Landeskinderregelung tatsächlich kommen und rechtlich Bestand haben (in Bremen wurde sie bereits gerichtlich gekippt), fürchtet der Mainzer Uni-Kanzler Götz Scholz eine Umzugswelle über den Rhein. Bereits jetzt ist jedes zweite Fach in Mainz mit NC belegt. Auch der Trierer Uni-Präsident Peter Schwenkmezger erwartet einen Studentenansturm, wenn andere Länder zur Kasse bitten, wie er bereits im Sommer dem TV sagte. Er rechnet zwar mit zusätzlichen Zulassungsbeschränkungen, Pläne für einen flächendeckenden NC gibt es derzeit allerdings nach Angaben einer Uni-Sprecherin nicht. Allerdings ist bereits in drei von vier Fächern der Zugang begrenzt. Gab es 2005 bei 50 Prozent der Fächer Beschränkungen, sind es momentan über 70 Prozent. Die Zahl der zurzeit 14 000 Studenten wird gleichwohl im Wintersemester erneut beträchtlich steigen. Die FDP sieht in der Reaktion der Uni Mainz das faktische Scheitern der Landeskinderregelung. Ein genereller Numerus Clausus werde dazu führen, dass viele rheinland-pfälzische Abiturienten jenseits der Landesgrenze studieren, wo sie dann selbstverständlich Studiengebühren zahlen müssten, so der FDP-Bildungsexperte Werner Kuhn. Die Liberalen fordern seit langem, es den Hochschulen zu überlassen, ob sie Studiengebühren verlangen. Nach Angaben des Sprechers von Wissenschaftsminister Jürgen Zöllner, Michael Au, liegt bislang weder von der Mainzer Universität noch von einer anderen Hochschule ein Antrag für eine generelle Zugangsbeschränkung vor. Zu den Chancen des Ansinnens wollte er sich nicht äußern. Die Diskussion ändert laut Au jedoch nichts an der Absicht des Landes, ein bundesweit neues System der Hochschulfinanzierung über einen länderinternen Vorteilsausgleich zu erreichen. Dabei sollen die Länder für das Studium "ihrer" Abiturienten jenseits der Landesgrenze zahlen. Kommt eine solche Regelung nicht zustande, will Rheinland-Pfalz die Landeskinderregelung fürs gebührenfreie Studium einführen und am Hauptwohnsitz festmachen. Mit steigender Einwohnerzahl fließt dann mehr Geld aus dem Länderfinanzausgleich in die Landeskasse.

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