Vegane oder ökologische Vorgaben bei Ministerien in Mainz? Bundesumweltministerin Barbara Hendricks setzt sich in die Nesseln

Trier · Bundesumweltministerin Barbara Hendricks setzt sich zum zweiten Mal innerhalb kurzer Zeit in die Nesseln. Folgen die Mainzer Ministerien dem Veggi-Erlass?

Da hat sich der von Bundesumweltministerin Barbara Hendricks mit ihren missglückten neuen Bauernregeln verursachte Sturm der Entrüstung gerade mal gelegt, schon sorgt die SPD-Ressortchefin für eine neue Welle der Empörung. Auslöser ist dieses Mal eine Anfang des Monats an die Abteilungsleiter des Ministeriums verschickte E-Mail.

Darin werden die leitenden Mitarbeiter aufgefordert, bei Veranstaltungen im Haus von den Caterern "weder Fisch oder Fischprodukte noch Fleisch oder aus Fleisch hergestellte Produkte" servieren zu lassen. Zudem sollten nur Produkte aus ökologischem Landbau, "saisonale und regionale Lebensmittel mit kurzen Transportwegen" und bevorzugt "Produkte aus fairem Handel" verwendet werden. Hauptgrund: Das Ministerium haben eine Vorbildfunktion beim Kampf gegen die Auswirkungen des Fleischkonsums, heißt es in der Anweisung.

Auf scharfe Kritik stößt der "Veggi-Erlass" bei den rheinland-pfälzischen Bauern. Die Aufforderung sei skandalös und mache deutlich, wie die Spitze des Bundesumweltministeriums denke, sagte Bauernverbandspräsident Michael Horper unserer Zeitung. Er forderte SPD-Ressortchefin Hendricks zur Rücknahme der Anweisung auf.

Im von einer Grünen geführten rheinland-pfälzischen Umweltministerium sieht Ministerin Ulrike Höfken die Sache weniger verbissen. Man setze bei der Verpflegung von Gästen auf regionale und biologische Produkte, sagte eine Sprecherin. Dabei werde es weiter die Wahl zwischen vegetarischen und nicht-vegetarischen Angeboten geben. Zufall oder Absicht? Bei der Pressekonferenz Höfkens am Morgen wurden auch Salamischnittchen gereicht.

Kulinarisch tolerant ist auch die Mainzer Regierungszentrale. "Bei Veranstaltungen in der Staatskanzlei kommen Besucher, die gerne Fleisch essen, genauso auf ihre Kosten wie Vegetarier", sagt Vize-Regierungssprecher Giuseppe Lipani. Darüberhinaus sei jedes Ministerium in seiner Entscheidung frei, ein Catering auszuwählen, das dem Anlass und den Bedürfnissen der Feierlichkeiten entgegenkomme.

Ein ähnliches Statement kommt auch aus dem Mainzer Innenministerium und dem FDP-regierten Mainzer Landwirtschaftsministerium. "Wir haben keine Vorgaben, und es sind auch keine Vorgaben geplant", sagt die Sprecherin von Minister Volker Wissing. Eher auf Hendricks-Kurs fährt dagegen die grüne Verbraucherschutzministerin Anne Spiegel. Beim Catering biete das Ministerium überwiegend vegane und vegetarische Speisen an, sagt eine Sprecherin, und bewirtet seine Gäste möglichst mit regionalen und fair gehandelten Bio-Produkten.

Wenig verwunderlich: Die Ministerin ist nach eigenen Angaben seit 20 Jahren Vegetarierin. Ganz dogmatisch sieht man den Veggi-Erlass aber offenbar auch im Bundesumweltministerium nicht. In der Kantine soll es nach wie vor auch noch Fleischgerichte geben, ist zu hören.

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