Vergebliche Suche nach dem Aufschwung

MAINZ. (win) Die Unternehmer des Landes halten die jüngsten Rufe der SPD nach höheren Löhnen für "dummes Zeug". Mehr Einkommen mit mehr Konsum zu verbinden, seien verstaubte Rezepte, so Verbandspräsident Gerhard Braun.

Keine Anzeichen sieht die Landesvereinigung der Unternehmerverbände (LVU) für einen nachhaltigen Aufschwung: Die Konjunktur dümpelt ohne Perspektive nach oben vor sich hin, die Erwartungshaltung der Manager bessert sich nur geringfügig. Der Beschäftigungsabbau werde wohl moderat weitergehen, lautet die wenig hoffnungsvolle Prognose. Folglich ist eine Besserung des Arbeitsmarktes nicht in Sicht. In dieser Situation höheren Löhnen das Wort zu reden, hält LVU-Präsident Braun für "dummes Zeug" und Theorie aus alten Zeiten, die nicht greife. "Ein Euro mehr in der Tasche ist noch lange kein Euro mehr Binnennachfrage", sagte der Firmenchef beim Unternehmertag in Mainz. Die SPD verbreite eine falsche Botschaft und wecke damit nur falsche Erwartungen. Unter der sehr flauen Binnennachfrage, die sich mittlerweile auch auf die Euro-Zone ausgeweitet hat, leiden Bauwirtschaft, Investitionsgütersektor und inzwischen auch die Chemie-Industrie. Einzig der Export außerhalb der EU boomt. Die Unternehmer verlangen moderate Abschlüsse und wollen allenfalls Einmalzahlungen für Wirtschaftsbranchen, in denen es besser läuft. Optimistischer fällt der Blick auf das neue Ausbildungsjahr aus, auch wenn die Lage als angespannt gilt. Zwar gibt es mehr Lehrstellenbewerber, aber bisher ist laut Braun auch die Zahl der Ausbildungsplätze gestiegen. Im vergangenen Jahr seien ebenfalls am Ende nahezu alle Bewerber versorgt worden, gab sich der Unternehmer-Chef zuversichtlich. Allein der jüngste "Tag der Ausbildung" habe fast 700 zusätzliche Lehrstellen gebracht. Von Oktober bis Mai wurden bisher 21 000 Plätze gemeldet, rund 6300 davon sind bisher unbesetzt. Um mehr betriebliche Praxis in die Schule zu bringen, sollen auf Initiative des Wissenschaftsministeriums bei der laufenden Reform der Lehrerausbildung auch Betriebspraktika verbindlich vorgeschrieben werden. Ab 2009 werden Lehramtsstudenten 14 Tage in Unternehmen hineinschnuppern, um Erfahrungen und Eindrücke zu sammeln. Der Lehrernachwuchs habe bisher meist keine Ahnung über betriebliche Abläufe, sagte Braun. Die Praktika sollen nicht zuletzt helfen, dass die Pädagogen ihren Schülern ein realistischeres Bild von Betrieben vermitteln, so der Verbandspräsident.

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