Verwaltung ohne Amtsstube

Schnellere Verwaltung, Kosteneinsparungen und weniger Behördengänge: Dank neuer Informationstechnologie (IT) und zentraler Steuerung will das Land nicht nur die Bürokratie flottmachen, sondern auch in vier Jahren zehn Millionen Euro sparen.

Mainz. Bebauungspläne und Baulandpreise können per Internet abgefragt werden, Gewerbe online angemeldet oder in absehbarer Zeit auch die KFZ-Anmeldung über den Computer von zu Hause erledigt werden. Die fortschreitende elektronische Verwaltung, die im Idealfall den Gang zur Amtsstube überfällig macht, soll Bürgern, Betrieben und Behörden zugute kommen. Sie ist ein Baustein, mit dem Rheinland-Pfalz Datennetz und technologische Infrastruktur ausbauen und wirtschaftlich nutzen will. Entscheidender Faktor in dieser Entwicklung ist die im Innenministerium angesiedelte IT-Zentralstelle, die nicht nur versucht, die verschiedenen Datensysteme zusammenzubringen, sondern auch mit ihrem 100-Millionen-Euro-Etat als zentraler Einkäufer moderne Technik kostengünstig einzusetzen.Nachdem das Land 2002 mit seinem Datenzentrum DIZ als öffentlich-rechtliche Anstalt beim "Ausflug" in die freie Wirtschaft verlustreich Schiffbruch erlitten hat, sieht Innenminister Karl Peter Bruch das inzwischen als Landesbetrieb Daten und Information (LDI) arbeitende Datenzentrum unter Aufsicht der IT-Zentralstelle auf Konsolidierungskurs.Großrechner wurden inzwischen zusammengelegt und dabei Kosten von 6,3 Millionen Euro nahezu halbiert. Gleichzeitig stieg die Zahl der betriebenen Server seit 2002 von 40 auf 600, während 30 von 180 Stellen eingespart wurden. Kosten in Höhe von drei Millionen Euro werden auch gespart, weil durch die zentrale Beschaffung für den Bereich der Landesverwaltung Computer und Laptops bis zu 50 Prozent billiger werden. Ziel ist laut Bruch, in vier Jahren zehn Millionen Euro einzusparen, die für die Breitbandanschlüsse und technische Ausrüstung von Schulen bereitgestellt werden.Nach Angaben von Jürgen Häfner, Leiter der IT-Zentralstelle, wurden mit neuer Datentechnologie nicht nur vereinfachte Meldeformalitäten für Bürger, unkompliziertere Kommunikation zwischen Behörden und Betrieben oder eine Einsicht ins Handelsregister rund um die Uhr erreicht. Dank weiterentwickelter Qualität und Sicherheit läuft inzwischen sogar das polizeiliche Fahndungssystem des Saarlandes über das rheinland-pfälzische Netz. Weitere Kooperationen sind geplant.Noch erhebliche Einsparpotenziale im IT-Bereich sieht Bruch in den Kommunen, wo vielfach noch nicht aufeinander abgestimmte Systeme nebeneinander laufen. Auf Dauer sei nicht zu akzeptieren, dass auf diesem Feld Geld verschwendet werde, mahnt der Kommunalminister. Ein großes Problem beim elektronischen Verkehr per Internet mit Behörden bleibt allerdings noch der Einsatz fälschungssicherer Signaturkarten, die Betrügereien einen Riegel vorschieben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort