Viel Geld für Pillen und Salben

TRIER. Noch immer sind die Patienten verunsichert. Vor allem die Apotheker bekommen den Zorn der Leute zu spüren. Höhere Zuzahlungen und nicht mehr verschreibungspflichtige Medikamente standen auch im Mittelpunkt der TV -Telefonaktion mit Apothekern aus der Region.

Viele blicken nicht mehr durch. Was dürfen die Ärzte noch verschreiben? Warum sind Medikamente teurer geworden? Zahlreiche Anrufer suchten Rat bei der TV -Telefonaktion mit den drei Apothekern Theo Hasse, Doris Hoffschlag und Thorsten John. Das wollten die Leser wissen: Jetzt, nach der Reform, muss ich für ein nicht verschreibungspflichtiges, für mich absolut notwendiges Verdauungsenzym 55 Euro hinblättern. Ich bin total verärgert. Theo Hasse, Apotheker aus Zerf: Viele Ärzte schreiben zurzeit rigoros alle nicht verschreibungspflichtigen Arzneimittel auf Privatrezept. Erst ab 1. April wird die "Positiv-Liste" der rezeptfreien Medikamente feststehen. Bis dahin tappen viele Ärzte im Dunkeln, was sie verschreiben können und was nicht. Die Anruferin darf hoffen: auf der vorläufigen Liste der rezeptfreien Medikamente, die eine Chance haben wieder vom Arzt verordnet zu werden, ist ihr Medikament aufgeführt. Lohnt es sich bei Medikamenten einen Preisvergleich anzustellen? Die Experten sind sich einig, dass sich ein Preisvergleich lohnen kann. Durch den Wegfall der Preisbindung für rezeptfreie Medikamente seit Anfang des Jahres unterliegen sie dem freien Wettbewerb. Nachfrage schont gegebenenfalls das Portemonnaie. Medikamenten-Bestellung per Internet: Ist das sicher? Was bedeutet es für die Apotheker? Die drei Experten betrachten die Öffnung der Internet-Apotheken mit Skepsis. Dass sich der Medikamentenhandel per Mausklick als ernsthafte Konkurrenz für ortsansässige Apotheken erweisen wird, bezweifelt Doris Hoffschlag, Apothekerin aus Trier. Seit Januar 2004 ist der Versandhandel für apothekenpflichtige Arzneimittel auch in Deutschland frei gegeben. Für die Versandapotheken gelten die gleichen Standards an Qualität und Arzneimittelsicherheit, wie sie auch für die Apotheke am Ort gelten. "Schwachstellen werden sich zeigen", ist sich Hasse sicher. Das könnte laut Thorsten John, Apotheker in Hermeskeil, die Dauer von der Bestellung bis zur Lieferung sein. Weiter bauen Hasse und seine Kollegen darauf, dass die Kunden die Beratung von Mensch zu Mensch auch weiterhin schätzen werden. Ich leide an Diabetes. Ganz verstanden habe ich die Zuzahlungsregelung für chronisch Kranke nicht. Die Belastungsobergrenze für Zuzahlungen liegt generell bei zwei Prozent der Bruttoeinnahmen, für chronisch Kranke bei einem Prozent. Was genau muss ich seit 2004 zuzahlen? Grundsätzlich zahlen gesetzlich Versicherte bei allen Leistungen zehn Prozent der Kosten dazu, jedoch höchstens zehn und mindestens fünf Euro. Es gilt nicht mehr: Je teurer das verkaufte Medikament ist, umso mehr verdient der Apotheker. Für alle verschreibungspflichtigen Arzneien bekommen die Pharmazeuten von den Krankenkassen den gleichen Zuschlag, ein so genanntes Abgabehonorar von 8,10 Euro pro Packung. "Mit dieser Regelung erhoffen sich die Krankenkassen, 550 Millionen Euro einzusparen", so Theo Hasse. Hausapothekenvertrag und Medikationsprofil - was ist das genau? Die zukünftig noch verstärkte Kundenorientierung wird sich zum Beispiel im Hausapothekenvertrag bemerkbar machen. "Das ist ein Abkommen zwischen der Barmer Ersatzkasse und dem Deutschen Apothekenverband", so Hasse. Bei diesem Modell sucht sich der Barmer-Versicherte eine Apotheke aus, bei der er ausschließlich seine Medikamente erhält. Als Gegenleistung verpflichtet sich der Apotheker, freiwillige pharmazeutische Check-ups vorzunehmen. Am individuell erstellten Medikationsprofil erkennt der Apotheker, ob der Kunde das Medikament regelmäßig einnimmt. "Kommt der Kunde zum Beispiel nach 30 Tagen nicht wieder, um eine neue Packung einzukaufen, weiß der Apotheker anhand des schriftlich erfassten Profils, dass es eine Lücke in der Medikation geben muss", erklärt Hasse.

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