Vielfalt oder Einfalt? Debatte um Barbie mit Kopftuch

El Segundo/Bonn · US-Spielzeugkonzern stellt umstrittene Puppe vor.

El Segundo/Bonn (KNA) Im kommenden Herbst soll erstmals eine Barbie mit Kopftuch auf den Markt kommen. Sie wurde in Anlehnung an die amerikanische Säbelfechterin Ibtihaj Muhammad gefertigt, wie die US-amerikanische Spielzeugfirma Mattel auf ihrer Website erklärte. Muhammad war im vergangenen Jahr in Rio die erste muslimische US-Athletin, die bei den Olympischen Spielen mit einem Hidschab antrat.
Der Hidschab bezeichnet das traditionelle islamische Kopftuch. Es bedeckt Haar, Ohren, Hals und Schultern und lässt das Gesicht frei. "Wir hoffen, diese Puppe zeigt Mädchen, dass sie alles sein können", erklärt Mattel.
Die Reaktionen auf die Neuheit aus der Sheroe-Reihe (frei übersetzt: Heldin) fallen unterschiedlich aus. Der Psychologe und Islamismus-Experte Ahmad Mansour warnte am Dienstag davor, es als reine Geldmacherei von Kapitalisten anzusehen. Das Kopftuch sei nicht nur ein Kleidungsstück, "sondern es soll sexuell erregende Reize verdecken. Wenn Kinder es tragen oder ihnen durch eine solche Barbie mit Hidschab demonstriert wird, dass dies normal sei, macht man sie erst recht zu einem Sexobjekt".
Konservative Eltern erhielten mit dem neuen Produkt die Möglichkeit, ihrer Tochter ihre Sichtweise auch im Spiel zu vermitteln. "Die Produktvielfalt von Mattel führt so dann zu einer Einfalt", sagte Mansour der Katholischen Nachrichten-Agentur (KNA).

Manche Twitter-Nutzer erwarteten klare Worte von Feministinnen, die in der Vergangenheit das unrealistische Körperbild von Barbie kritisiert hatten. Andere sehen einen Schritt für mehr Offenheit: "Das bunte und tolerante Weihnachten kann kommen." Ein anderer fragt, wann Barbies männlicher Spielgefährte Ken mit Kippa komme.

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