Voll daneben

Zu kurz gedacht, nicht zugehört oder falsch kombiniert: Es gibt viele Gründe, mit seiner Sicht daneben zu liegen.

Zu kurz gedacht, nicht zugehört oder falsch kombiniert: Es gibt viele Gründe, mit seiner Sicht daneben zu liegen. Kaum hatte zum Beispiel der Mainzer Landtag beschlossen, dass Gaststätten im Freien mit Genehmigung der Kommunen länger öffnen dürfen, startete in München ein neuer Versuch, die Biergarten-Revolution für einen längeren Freiluft-Ausschank zu starten. Doch man zeigte sich schlecht informiert. "Seit einigen Tagen ist es auch dem Rheinland-Pfälzer gestattet, sein Freiluft-Kölsch bis Mitternacht zu schlürfen", schrieb die Süddeutsche Zeitung und lag damit voll daneben. Nicht nur, dass allenfalls bis 23 Uhr Gersten- oder Rebensaft fließen darf. Wer, um Himmels willen, trinkt im Land der Reben und der Pils-Brauereien denn Kölsch? Oder liegt gar für die Bewohner südlich des Weißwurst-Äquators Köln in Rheinland-Pfalz? Stark durcheinander gebracht hat das Gerichtsurteil zum "Moselaufstieg" offenbar die Mainzer CDU. Die Empörung über das endgültige Aus für das Verkehrsprojekt bei Konz ließ den übereifrigen Pressesprecher derart in Wallung geraten, dass er die SPD für "das Scheitern des Hochmoselübergangs" in einer schriftlichen Erklärung verantwortlich machte. Damit lag er zumindest geographisch arg daneben, liegen doch zwischen beiden derzeit nur virtuellen Fluss-Querungen nicht nur ein paar Kilometer, sondern fast die gesamte Mittelmosel. Nach der vorübergehenden Desorientierung folgte flugs die Korrektur – nur in der Bezeichnung, nicht in der politischen Bewertung, versteht sich. Ins ungläubige Staunen geriet in dieser Woche der Leser des öffentlichen Terminkalenders von Ministerpräsident Kurt Beck. Für den heutigen Samstag wurde die "Teilnahme an der 4. Etappe der Rheinland-Pfalz-Rundfahrt" angekündigt – einschließlich Zieldurchfahrt. Doch wer daraus schloss, der Regierungschef habe das Metier gewechselt und gebe überraschend als Pedal-Ritter kräftig Gas, lag falsch. Beck absolviere die Etappe natürlich mit dem Auto, ergänzte ein etwas irritierter Regierungssprecher Walter Schumacher auf Nachfrage. Alles andere wäre ja auch voll daneben.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort