Vom Aussterben bedroht

Trier. (dpa/red) Notrufsäulen gehören zu einer aussterbenden Art: Weil praktisch jeder Autofahrer ein Handy besitzt, will Rheinland-Pfalz die meisten der Säulen abbauen.

Das Land Rheinland-Pfalz will die meisten der noch rund 273 Notrufsäulen an Bundes- und Landesstraßen abbauen. Nicht betroffen davon sind die Autobahnen im Land. Nur noch an 50 Standorten seien die orange-farbenen Säulen notwendig, teilte die Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier mit. Allein 2004 würden rund 100 Säulen stillgelegt, sagte der ADD-Referatsleiter für den Brand- und Katastrophenschutz, Ernst Mann. Hohe Kosten, geringe Nutzung

Als Grund für den Abbau nannte er die hohen Kosten und die zunehmende Nutzung von Handys für Notrufe. Der ADAC sieht die Pannenhilfe in Rheinland-Pfalz durch den Abbau nicht gefährdet. Die Bedeutung der Säulen schwinde seit Jahren, sagte am Donnerstag der Sprecher des ADAC-Regionalclubs, Reinhard Moll. Nach seinen Angaben kamen im vorigen Jahr 60 Prozent der Pannennotrufe über Handy, 160 000 Mal rückte der ADAC mit seinen Partnern zu Pannenhilfen aus. Zudem seien ja die rund 1100 Notrufsäulen an den rheinland-pfälzischen Autobahnen von der Maßnahme nicht betroffen. Die ADD in Trier versucht nach eigenen Angaben, die verbleibenden Säulen an andere Betreiber wie die Björn-Steiger-Stiftung abzugeben. Die Stiftung betreibe bereits etwa 100 eigene Säulen im Land. "An 50 Stellen hält die Polizei die Säulen für unentbehrlich. Das Land wird sie dort notfalls weiter betreiben müssen, sollte sie keiner übernehmen", sagte Mann. Die Notruftelefone würden schon seit Jahren abgebaut. "Zu Hochzeiten waren es einmal 500 Telefone." Angebracht seien die Säulen ursprünglich an Unfallschwerpunkten, die von bewohnten Gebieten weit entfernt oder etwa in Funklöchern liegen. Nach Darstellung von Mann hat die Handy-Dichte in der Bevölkerung so stark zugenommen, dass viele Anlagen überflüssig geworden seien. Erhalten bleiben sollen die Säulen vor allem in Gebieten, in denen die Mobilfunknetze nicht so stark ausgebaut sind. Seine Behörde müsse nach Sparmöglichkeiten suchen, argumentiert ADD-Experte Ernst Mann. Nach seinen Angaben kostete der Betrieb der Säulen im vergangenen Jahr 180 000 Euro - dabei würden landesweit jährlich etwa 20 Notrufe von den Anlagen abgesetzt. Der Abbau erfolge jeweils nach Rücksprache mit der Polizei und könne auch bei Bedarf wieder rückgängig gemacht werden.

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