Vom Fußballfieber angesteckt

TRIER. Mit einer sportlichen und musikalischen Zeitreise tourt die WM-Show "KultTour" durch die großen rheinland-pfälzischen Städte. Mit dabei ehemalige Fußballweltmeister, die unter Moderation von Thomas Anders bewegende und nachdenklich machende Momente ihres Lebens schilderten.

Fußball und Kultur - passt das zusammen? Na klar! Die traditionelle Sportart schreibt Geschichte, bewirkt wie bei dem WM-Sieg 1954 das erwachende Selbstvertrauen eines ganzen Volkes, sorgt für Emotionen, Diskussionen und nationalen Zündstoff. Das wurde am Samstagabend mit der WM-Show "KultTour" in der Europahalle deutlich, die für fast zweieinhalb Stunden selbst weniger ballbegeisterten Zuschauern einen ordentlichen Kick verpasste. Sportschau-Klänge und Lieder zur WM

Moderator und Ex-Modern-Talking-Star Thomas Anders führte gestylt durch den Abend, der mit karnevalistisch anmutenden Sketcheinlagen aufgelockert wurde. Als "musikalische Freudenbringer" (Anders) beeindruckten die Mainzer Hofsänger sowie die engagierten Vorträge des Jugendchors "Juventus Vocalis" aus der Pfalz und die Akteure des WM-Schülermusicals "Ba-Ba-Balla". Litt der Abend zu Beginn unter technischen Problemen, sorgten spätestens die bekannten WM-Lieder für eifriges Mitklatschen. Glanzpunkte der Revue waren die Auftritte der ehemaligen Fußballstars, die zu Sportschau-Klängen die Bühne betraten und mit Anders über das runde Leder plauderten. Großes soziales Engagement zeigte etwa Hans Tilkowski, der 1966 das legendäre "Wembley-Tor" als Torwart der deutschen Nationalelf erlebte. Noch heute werde er gefragt, ob der Ball drin war oder nicht. "Ich sage: Der Ball war nicht drin!", sagte der Vizeweltmeister schmunzelnd. Sympathisch locker auch der Auftritt von "Otto" Wolfgang Kleff. "Wir haben 1974 nur gewonnen, weil nicht ich, sondern Sepp Meier gespielt hat", meinte der Ex-Fußballprofi. Kritische Töne an die Medien: "Heute wird jeder Pups von den Medien übertragen, das war damals anders." Rudi Gutendorf, Ex-Trainer auf allen fünf Kontinenten, warnte davor, die "kleinen" Fußballländer in ihrem Können zu unterschätzen. "In den deutschen Klubs fehlen wirkliche Stars mit großer Ausstrahlung. Solche wie Breitner, den sie das Maul genannt haben." Genauso fit wie der 80-jährige Gutendorf, der täglich ein paar Kilometer läuft, wirkte Horst Eckel auf der Bühne. Der Weltmeister von 1954 ließ in ausgesprochen bescheidener und sympathischer Weise die Ereignisse in Bern Revue passieren. Mit 2200 D-Mark sei er damals "Großverdiener" der WM gewesen. "Wir waren froh, so viel Geld zu verdienen", sagte der noch immer aktive, 74-jährige Fußballspieler lachend. Außerdem: Man sei nicht wegen Geldes in die Schweiz gefahren, "sondern um Fußball zu spielen mit dem Herz für Deutschland". Klar, dass heftiger Applaus folgte. Und bei Anders, Jahrgang 1963, große Worte bewirkte. "Die WM 1954 hat in uns große Gefühle ausgelöst."

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort