Vom Kardinal in die Pflicht genommen

TRIER. Die Wachablösung an der Spitze der Caritas Trägergesellschaft Trier (ctt) ist unter Dach und Fach. Der alte ctt-Vorstand ist Geschichte, das Nachfolger-Trio wird am Montag seinen neuen Job antreten.

Mit einer derartigen Fülle salbungsvoller Worte werden Führungskräfte selten in die Wüste geschickt. Das Engagement der scheidenden ctt-Vorstände Peter Schuh und Dirk Wummel sei "außerordentlich" gewesen und "weit über das übliche Maß hinausgegangen", lobt Aufsichtsratschef Hans-Peter Roth am Donnerstagabend die beiden "Nothelfer". Trotz der ihnen von oben bescheinigten Kompetenz ist das Kapitel Schuh und Wummel für die ctt nach fast vierjähriger Dauer beendet. Mit dem Einstieg des katholischen Dreierbündnisses (Marienhaus GmbH Waldbreitbach, Barmherzige Brüder Trier und Franziskanerbrüder Hausen/Wied) in die immer noch von Schulden in dreistelliger Millionenhöhe geplagte Trägergesellschaft weht künftig auch in der ctt-Vorstandsetage in der Trierer Friedrich-Wilhelm-Straße ein neuer Wind. Wie unsere Zeitung bereits berichtete, wird der katholische Verein künftig von den drei Gesundheitsmanagern Thomas Thiel (52), Günter Merschbächer (44) und Burkhard Nauroth (45) gesteuert. Alle drei standen bislang im Sold von Marienhaus GmbH und Trierer Brüdern. Das wiederum macht deutlich, wer nun in dem im Oktober 1987 von Hans-Joachim Doerfert gegründeten Gesundheitskonzern (38 Einrichtungen, 5500 Beschäftigte) das Sagen hat: die Waldbreitbacher Franziskanerinnen und die Barmherzigen Brüder. Deren Vertreter im achtköpfigen ctt-Aufsichtsrat, Generaloberin Schwester Basina Kloos und Superior Bruder Peter Berg, betonen allerdings immer wieder, dass es sich bei dem Engagement ihrer Ordensgemeinschaften nicht um eine Übernahme handele, wenngleich dies in internen Papieren genauso bezeichnet wird ("Es handelt sich um eine aus kirchenpolitischer Sicht freundliche Übernahme"). Schwester Basina Kloos formuliert es lieber etwas unverfänglicher: "Wir haben uns von bischöflicher Seite in die Pflicht nehmen lassen", sagt die 63-Jährige, die Insider für "die wahrscheinlich einflussreichste und mächtigste Frau in der katholischen Kirche Deutschlands" halten. Konkret sei sie vom Vorsitzenden der Deutschen Bischofskonferenz, dem Mainzer Kardinal Lehmann, auf ein Engagement in der ctt angesprochen worden. Dass sich die Marienhaus GmbH (52 Einrichtungen, 11 000 Beschäftigte), die Barmherzigen Brüder (18 Einrichtungen, 8000 Beschäftigte) und die Franziskanerbrüder vom Heiligen Kreuz (4 Einrichtungen, 1200 Beschäftigte) trotz der bischöflichen Bitte nicht überhastet in das Abenteuer ctt stürzten, zeigten schon die sich über Monate hinziehenden Verhandlungen."Wir stecken keine Millionen in die ctt"

Und auch jetzt, wo das Trägerbündnis steht, scheinen die Beteiligten hin und her gerissen zu sein zwischen den Verlockungen, die der Einstieg verspricht, und dem nicht weg zu diskutierenden Risiko, dass die Sache auch in die Hose gehen könnte. Um die Kliniken, Pflege- und Alten-Einrichtungen der drei katholischen Orden durch das ctt-Engagement nicht zu gefährden, ist deshalb klar, dass die Caritas Trägergesellschaft Trier auf absehbare Zeit erhalten bleibt. "Es gibt keine rechtliche Vernetzung. Und es ist von unserer Seite auch nicht daran gedacht, Millionen in die ctt zu stecken", sagt Marienhaus-Chefin Schwester Basina. Statt dessen wolle man Synergien nutzen, also die Angebote der einzelnen Einrichtungen abgleichen, Überschneidungen und Konkurrenz vermeiden. Was das konkret bedeutet, und ob einzelne ctt-Häuser jetzt um ihre Existenz fürchten müssen, wird das am Donnerstagabend ernannte Führungstrio wohl erst in einigen Wochen beantworten können. "Lassen Sie sich die neuen Vorstände doch erst einmal einarbeiten", rät Bruder Peter.

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