Bernkastel-Kues. Es ist die Taufkirche des Cusanus, die St. Briktius-Kirche, in der sich mehr als 300 Gäste eingefunden hatten, um die ersten Kueser Gespräche zu verfolgen sowie Gedanken zum Verhältnis zwischen Kirche, Staat und Gesellschaft. CDU-Landes- und Fraktionsvorsitzender Christian Baldauf erläuterte in seiner Begrüßungrede, warum Nikolaus von Kues den Gesprächen als Ideengeber dient: "Nikolaus von Kues war ein Mann der Reform. Diese Reform galt nicht nur der Kirche, sondern gleichfalls dem Staat und der Gesellschaft", sagte Baldauf. "Von Cusanus lernen wir, dass Reform etwas ist, das mit Kreativität zu tun hat, mit dem Mut, ein ganz Neues zu entwerfen, und dass dieser Entwurf bis ins Detail einer praktischen Umsetzung zu gehen hat." Baldauf hat die Kueser Gespräche zusammen mit seinem Stellvertreter, dem Landtagsabgeordneten Alexander Licht, angestoßen. Veranstalter waren die Verbandsgemeinde Bernkastel-Kues, die Stadt Bernkastel-Kues sowie die Konrad-Adenauer-Stiftung. Vor der Podiumsdiskussion (siehe Artikel rechts) hielt Hans-Gert Pöttering, Präsident des Europäischen Parlaments, ein Referat zum Thema "Das europäische Erbe im Denken des Nikolaus von Kues". Vier Überlegungen stellte er an: zu den Grenzen der menschlichen Macht, der Menschenwürde, dem Dialog der Kulturen und zum Problem der praktischen Politik. "Wir dürfen nicht nur an unsere eigenen Interessen denken, nicht nur an unsere eigene Heimat", sagte Pöttering. "Wir müssen weltweit denken, wenn soziale Veranwortung im Zeitalter der Globalisierung gelingen soll." Aufgaben gibt es viele. Die Zusammenarbeit mit afrikanischen Ländern gelte es zu intensivieren, um den Tod von Flüchtlingen vor Spaniens Küsten zu vermeiden. Europas Aufgabe sei es auch, die Stimme zu erheben, wenn Menschenrechte verletzt werden wie in Tibet oder Simbabwe. Und die Einigung Europas gelinge nur, wenn sich alle Teile wiederfinden, große und kleine Staaten. Pöttering: "Es ist ein Fehler, wenn die großen Staaten denken, sie können alleine gestalten." Extra Cusanus: Nikolaus von Kues wurde 1401 in Cues an der Mosel geboren. Er war Kardinal, Universalgelehrter und gilt als bedeutendster Philosoph des 15. Jahrhunderts. Wissenschaftler der Neuzeit wie Kopernikus und Einstein bestätigten Cusanus' Bild von der Welt. 1464 starb er in Italien.