Vom Sterben gezeichnet

TRIER. Zeichnungen im Endstadium - eindrucksvolle Porträts sterbender Menschen waren beim Tag der offenen Tür im künftigen Hospiz zu sehen. Erstmals konnten Besucher einen Blick in das Gebäude werfen.

Draußen tobt der Sturm, derweil drinnen sakrale Chormusik ertönt. Scheinwerfer tauchen die hohen und kahlen Räume in warmes Licht. Schlichte Bilderrahmen hängen an den großflächigen Wänden, darin Zeichnungen von Menschen; schlafend, stöhnend, sterbend. "Vom Sterben gezeichnet" - so könnte das Thema der Ausstellung lauten. Doch Márti Faber hat der Serie von Zeichnungen keinen Namen gegeben. Die Künstlerin hat ein Hospiz besucht und Menschen in ihrem Endstadium begleitet und ihre Porträts zu Papier gebracht. Nicht so sehr aus künstlerischem Eifer hat sie das getan, sondern aus menschlichem Mitgefühl. Seit Jahren schon reist Márti Faber in die Elendsgebiete der Welt, besucht Leprastationen in Indien und Krankenhäuser in Brasilien. Hinter jeder ihrer Zeichnungen verbirgt sich denn auch ein persönliches Schicksal: die aidskranke Afrikanerin, der nichts blieb außer einem Stofftier. Die junge Frau, die sich töten wollte und nun am Leben hängt, wie die Künstlerin aus Gesprächen mit ihr zu berichten weiß. Der junge Mann, den Alkohol und Drogen zugrunde richteten. Sie alle starben in einem Hospiz und Márti Faber begleitete sie auf einem kurzen Stück ihres letzten Weges. "Eines der schönsten Häuser in Deutschland"

Seit Sonntag vermitteln die Zeichnungen einen Eindruck von der künftigen Bestimmung des Gebäudes, in denen sie ausgestellt sind. Denn in den Zimmern und Fluren, die am Tag der offenen Tür als Ausstellungsräume dienen, soll schon bald Leben einziehen. In der Ostallee wird Triers stationäres Hospiz entstehen und Monika Lutz vom Hospizverein ist sich schon heute sicher: "Das wird eines der schönsten Häuser in ganz Deutschland." In der Tat eröffnet das Gebäude in der Ostallee große Möglichkeiten für die Hospizarbeit. Ausreichend Räume für Sterbende sind ebenso vorhanden wie für Fort- und Weiterbildungsangebote. Dazu der herrliche Blick, der von Terrasse und Balkon über den herrlichen Garten und den Ostteil der Stadt auf den Petrisberg fällt. Noch indes gibt es einiges zu tun und so bleibt auch noch etwas Zeit, die Räumlichkeiten für Ausstellungen zu nutzen. Voraussichtlich im Frühjahr werde wieder ein Tag der offenen Tür stattfinden, kündigt Monika Lutz an. Auch dann soll wieder Leben in das künftige Hospiz einziehen.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort