Von Zustimmung bis Skepsis

Über 400 Eltern kamen zum Landeselterntag im Trierer Hindenburg-Gymnasium. Dabei gab Bildungsministerin Doris Ahnen Informationen zu den jüngst bekannt gewordenen Plänen der Landesregierung, Haupt- und Realschule zu vereinen. Das Schulkonzept ist umstritten.

 Voller Saal beim Landeselterntag in Trier. TV-Foto: Gabriela Böhm

Voller Saal beim Landeselterntag in Trier. TV-Foto: Gabriela Böhm

Trier. Das Interesse an der Veranstaltung, die brandaktuell unter dem Titel "Zeitgemäße Schulstruktur! - Wege zur Neugestaltung der Bildungslandschaft in Rheinland-Pfalz"" stattfand, war mit etwa 400 Elternvertretern aus dem ganzen Land groß. Allerdings stößt das neue Schulkonzept, nach dem Haupt- und Realschule in der gemeinsamen "Realschule plus" zusammen geführt werden sollen, nicht nur auf Begeisterung, wie eine Diskussionsrunde unter Moderation von TV-Redakteur Dieter Lintz zeigte. Professor Rudi Krawitz, Universität Koblenz, monierte unter starkem Beifall: "Ich hätte die zweijährige, gemeinsame Orientierungsstufe den Grundschulen geschenkt. Sie haben es verdient, wertgeschätzt zu werden." Die Grundschullehrer seien derzeit dafür nicht entsprechend ausgebildet, entgegnete Ahnen. Max Laveuve vom Philologenverband befürchtet, dass das geplante Modell "nicht standhält". "Ich bin sehr skeptisch." Es gebe Kinder, die die Hauptschule dringend brauchen. Michael Esser, neuer Landeselternsprecher, begrüßte hingegen ausdrücklich die geplante "Realschule plus". Der Landeselternbeirat (LEB) unterstütze jede Form längeren, gemeinsamen Lernens. Esser forderte vermehrte, regelmäßige Weiterbildung für Lehrer und neue Aufgabenbeschreibungen für Schulleiter, die mehr Kompetenzen und Gestaltungsspielräume erhalten sollten. Zudem befürwortete er jährliche Leistungsbeurteilungen von Lehrern, die von Schülern anonym abgegeben werden sollten - die Bewertung müsse sich in der leistungsorientierten Bezahlung niederschlagen.Neben einer Stärkung der Position von Klassenlehrern, die als Hauptansprechpartner und Mentor der Kinder einen genauen Überblick über die fachliche und persönliche Entwicklung der Schüler haben sollten, betonte Esser insbesondere die Wichtigkeit von "Lernfortschrittsgesprächen", die Lehrer, Eltern und Schüler routinemäßig führen sollten. Die Bildungsministerin will mit der Reform die Chancengleichheit verbessern, mehr Aufstiegsmöglichkeiten bis hin zum Fachabitur etablieren und eine klare Struktur des Systems anbieten. Mit dem Projekt "Keiner ohne Abschluss" ist geplant, die Schulabbrecherquote drastisch zu senken. Sie liege mit 7,5 Prozent zwar unter Bundesschnitt, sei dennoch zu hoch, so Ahnen. Für das Projekt können sich die Schulen bewerben und müssen für die weitere Teilnahme Erfolgsquoten vorweisen. Klare Worte fand Wilfried Steinert, Schulleiter und ehemaliger Bundeselternsprecher: "Eine begabungsgerechte Schulform halte ich für Quatsch. "

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