Warum Tupsi trauert…

TRIER. "Wir stehen zu unserem Konzept." Roman Schleimer, einer der beiden Geschäftsführer der Landesgartenschau GmbH, und sein Pressesprecher Wolfgang Rommel sind sich einig: Die Kultur-Gartenschau funktioniert, doch Wetter und Wirtschaftslage lassen keine hohen oder auch nur ausreichenden Besucherzahlen zu.

Es soll eine andere, untypische Gartenschau sein, ein Mix aus Blumen, Gärten, Kultur, Sport, Show und Geschichte. Die LGS GmbH zielt nicht nur auf das Kernpublikum einer Gartenschau, sondern auch und gerade auf Menschen, deren erste Priorität nicht der grüne Bereich ist und die ein hochklassiges Unterhaltungs- und Aktionsprogramm erwarten.100 000 Besuche weniger als kalkuliert

Doch die Bilanz zur Halbzeit ist nicht nur ernüchternd, sondern geradezu erschreckend: Bereits jetzt ist die Anzahl der Besuche um 100 000 geringer als ursprünglich kalkuliert. Wenn im Rest des Sommers kein Besucherschub einsetzt, droht die LGS zum Millionengrab zu werden. Maskottchen Tupsi lässt enttäuscht die Blätter hängen. "Wir glauben weiterhin an das Konzept einer untypischen Kultur-Gartenschau", betont Geschäftsführer Schleimer. "Doch das Wetter ist seit der Eröffnung im April rekordverdächtig schlecht." Die ersten massiven Besuchereinbrüche wurden zwischen dem 3. und 17. Mai verzeichnet. "Das schwächste Wochenende hatten wir am 7. und 8. Mai mit nur 1900 Besuchern." Zum Vergleich: An Pfingsten kamen 17 000. Sportveranstaltungen werden abgesagt, Open-Air-Events werden vom Regen weggeschwemmt: Immer wieder vertreiben Tiefdruckgebiete die Besucher vom Petrisberg. "Die schlechte Wirtschaftslage ist ebenfalls eine Ursache der geringen Besucherzahlen", ergänzt Geschäftsführer Schleimer. "Die Leute müssen eben sparen." Doch die Leute sparen nicht nur, sie beschweren sich auch: über zu hohe Eintritts- und Gastronomiepreise sowie Parkgebühren zum Beispiel, über ein zu kleines Angebot an Blumen und Gärten, über Chaos an den Kassen und andere punktuelle Probleme. "Wir haben Fehler gemacht", gibt Schleimer zu, "aber wir haben alles in unseren Möglichkeiten stehende getan, die Missstände abzustellen." Einen Vorwurf will der LGS-Geschäftsführer allerdings nicht stehen lassen: "Leute, die sich über zu wenige Blumen beschweren, kann ich nicht verstehen. Hier täuscht offenbar die Größe unseres Geländes. Die Landesgartenschau in Trier ist mit 44 Hektar doppelt so groß wie der Vorgänger in Kaiserslautern. Der Blumenfan muss mehr laufen, das Angebot ist räumlich nicht so konzentriert." Doch das Konzept sei gut - davon weicht die LGS GmbH nicht ab. Hat man sich möglicherweise zu sehr auf das Gartenschau-untypische Publikum konzentriert und dadurch die Blumen- und Garten-Fans unfreiwillig vernachlässigt? Schleimer: "Nein, mit Sicherheit nicht. Der Besucher findet bei uns auch das Angebot, das er auf anderen Gartenschauen finden würde. Wir haben niemanden vernachlässigt." Deshalb bleibt die LGS bis zum Ende am 24. Oktober eine Kultur-Gartenschau. "Eine Umfrage zeigt deutlich, dass unser Problem in der Region Trier liegt", sagt Pressesprecher Rommel. "Die Trierer und ihre direkten Nachbarn kommen nicht auf den Petrisberg. Der Bustourismus läuft dagegen sehr gut." Im Schnitt fahren 25 Busse pro Tag die Landesgartenschau an, der Tagesrekord liegt bei 78. Fazit der LGS GmbH: "Wir hoffen auf besseres Wetter, werden die ursprünglich kalkulierten Besucherzahlen aber wohl nicht mehr erreichen." Trotzdem hält Helmut Schröer, Trierer Oberbürgermeister und LGS-Aufsichtsratsvorsitzender, die Schau für einen "Sechser im Lotto, wenn auch mit kleinerer Gewinnquote". Der Aufsichtsrat sei über das nahende Unheil informiert. "Wir werden die Entwicklung im August abwarten, um dann aufgrund der neuen Sachlage den Stadtrat aktuell zu benachrichtigen." Man dürfe nicht vergessen: "Die Konversionsmaßnahme Petrisberg erfuhr durch die LGS eine beachtliche Beschleunigung. Hier entsteht ein neues, attraktives Stadtquartier, die Nachfrage nach Grundstücken und nach Ansiedlungsmöglichkeiten im Wissenschaftspark hat beachtlich zugenommen."

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