Wasser-Warnung aus dem Internet

Ein besserer Schutz vor Hochwasser - das soll das gestern im luxemburgischen Mertert vorgestellte grenzüberschreitende Projekt zur Eindämmung der Hochwassergefahr bringen. Im Internet können sich Bürger und Einsatzkräfte über drohende Überflutungen informieren.

Mertert. Hochwasser - viele Menschen in der Region verbinden damit Angst vor Zerstörung, große Schäden in und an Häusern und viel Ärger. Vor allem entlang der Mosel und der direkten Nebenflüsse kam es in der Vergangenheit während der Wintermonate immer wieder zu schlimmen Überflutungen. Durch Schutzmaßnahmen ist die Gefahr etwas zurückgegangen, zumindest halten sich die Schäden, die Überflutungen anrichten, in Grenzen. Dafür kommt es aber immer öfter an kleineren Flüssen wie etwa der Kyll oder der Sauer durch Gewitter und Starkregen zu katastrophalen Überschwemmungen. Auch werden kleinere Bäche bei extremen Wetterlagen schnell zu reißenden Strömen.

Bislang wurden Bewohner und Einsatzkräfte von diesen Hochwassern mehr oder weniger überrascht. Eine funktionierende Vorhersage und Frühwarnung gab es nicht. Nur für Mosel, Saar und Sauer existierte bislang eine Hochwassermeldung, die aber nur bei drohender Gefahr abrufbar ist. Gestern wurde im luxemburgischen Mertert ein grenzüberschreitendes Projekt vorgestellt, mit dem künftig auch Hochwasserwarnungen für kleinere Gewässer in ganz Rheinland-Pfalz möglich sein sollen.

Darüber hinaus sollen sich Anwohner der großen Flüsse in Rheinland-Pfalz, Luxemburg und Lothringen jederzeit über mögliche Hochwassergefahren informieren können.

Vier Jahre Arbeit



Das sieben Millionen Euro teure Projekt mit dem Namen "Transnational Internet Map Information System on Flooding" (Grenzüberschreitender Internet-Kartendienst für Hochwasserinformationen - abgekürzt Timis) wurde zur Hälfte von der EU gefördert. Neben Rheinland-Pfalz, Luxemburg und Lothringen sind die Stadt Wittlich und die Landesanstalt für Umwelt und Naturschutz Baden-Württemberg daran beteiligt. Die rheinland-pfälzische Umweltministerin Margit Conrad (SPD) bezeichnet Timis, an dem von insgesamt sieben Partnern aus den jeweiligen Ländern seit vier Jahren gearbeitet wurde, als europäisches Flaggschiff-Projekt und als ein Modell für andere Regionen Europas.

Erstmals können sich Bürger direkt über Internet auf sogenannten Gefahrenkarten informieren, wie weit das Wasser von Mosel, Nahe und Neckar im Extremfall ausufern kann. Bis 2009 soll das auch für weitere 59 Flüsse in der Westeifel, im Westerwald, in Rheinhessen und in der Vorderpfalz möglich sein. Auch können jederzeit Informationen über Überschwemmungsgebiete abgerufen werden - wichtig für Interessenten von Baugebieten entlang der Flüsse. Der luxemburgische Innenminister Jean-Marie Halsdorf fordert, dass die Überschwemmungsrisiken künftig in die Bebauungspläne miteinbezogen werden sollen.

Um die Gefahrenkarten zu erstellen, wurden alle betreffenden Flüsse und Ufer abgeflogen, mit einer Spezialkamera aufgenommen und in den Karten verarbeitet. Der Kostenanteil von Rheinland-Pfalz dafür beträgt rund 1,4 Millionen Euro.

Nicht nur Flussanrainer können das neue Informationssystem nutzen. Es soll auch Einsatzkräften die Möglichkeit geben, sich rechtzeitig auf etwaige Hochwasser-Katastrophen vorzubereiten. Für die Hochwasser-Frühwarnung werden Niederschlags-Vorhersagen verarbeitet, mindestens einmal pro Tag werden die Warnungen für die jeweiligen Flüsse aktualisiert, vier verschiedene Warnstufen geben Auskunft über mögliche Gefahren. Erstmals wurde die grenzüberschreitende Hochwasserwarnung vereinheitlicht, die zuständigen Behörden tauschen sich regelmäßig aus.

Extra

Die neuen Hochwasser-Gefahrenkarten für Rheinland-Pfalz sind im Internet unter www.geoportal-wasser.rlp.de abrufbar. Alle Hochwasser-Frühwarnungen und HochwasserVorhersagen sind unter www.hochwasser-rlp.de abrufbar. Neben Angaben zur Hochwassergefährdung können auf den Seiten auch Informationen zur möglichen Ausdehnung von Überschwemmungen, Daten zur Wassertiefe und Strömungsgeschwindigkeit abgerufen werden. (wie)

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