Weniger Fernseher im Wald

TRIER. Droht durch das neue Elektroschrott-Gesetz ein Chaos wie beim Dosenpfand? Kritiker befürchten es. Eins steht aber bereits fest: Die Müllgebühren sinken trotz weniger Abfall nicht.

Im Grunde genommen bedeutet das neue Elektroschrott-Gesetz für die Verbraucher mehr Aufwand. Sie haben eine Bringschuld. Denn in ihrer Verantwortung liegt es, die ausrangierte Waschmaschine oder das defekte Handy zu einer kommunalen Sammelstelle zu bringen. Nur wenn beim Kauf eines neuen Gerätes der Händler das alte freiwillig zurücknimmt oder wenn die Müllabfuhr - wie in Trier, Trier-Saarburg und Bernkastel-Wittlich - den Schrott ebenfalls freiwillig abholt, kommt man um diese Bringschuld herum. Auf jeden Fall müssen die Kommunen und Händler die alten Geräte kostenlos entgegennehmen. Bislang musste im Kreis Daun oder in Bitburg-Prüm für die Entsorgung des Computers oder Bügeleisens bezahlt werden. Mit dem neuen Gesetz setzt Deutschland EU-Vorgaben um. Seit August vergangenen Jahres besteht die Pflicht, Elektroschrott kostenlos zu entsorgen. Eigentlich gilt die Regelung in Deutschland bereits seit einem Jahr. Seit März 2004 sind die Hersteller verpflichtet, für die Entsorgung und Wiederverwertung alter Geräte zu sorgen. Dafür wurde eigens eine Stiftung Elektro-Altgeräteregister gegründet. Sie regelt die Rücknahme und vor allem das Abholen der Geräte von den kommunalen Sammelstellen. Kritiker glauben, dass das System viel zu kompliziert ist und ein ähnliches Chaos wie beim Dosenpfand drohe. Man hätte die Entsorgung der Elektrogeräte besser komplett in der Hand der Kommunen lassen, kritisieren sie. Übergangsfrist für Verbraucher läuft nun aus

Den Bürgern wurde seit vergangenem März eine einjährige Übergangsfrist gewährt. Die endet morgen. Ab dann darf kein Elektroschrott mehr im normalen Hausmüll landen. Es wird also weniger Müll produziert. Daher fordert der Zentralverband der Elektroindustrie: "Runter mit den Müllgebühren." Doch dafür gibt es bislang keine Anzeichen. In Trier und Trier-Saarburg wird der Elektroschrott bereits seit elf Jahren freiwillig von dem Zweckverband ART abgeholt - die Kosten dafür sind in den Müllgebühren enthalten. Daran wird sich laut ART-Chef Maximilian Monzel auch nichts ändern. Eine Gebührensenkung schließt er aber aus. Dafür sei keine Luft, die Anfang des Jahres deutlich gestiegenen Gebühren seien ohnehin schon knapp kalkuliert. Bundesumweltminister Sigmar Gabriel schaltete sich gestern auch in die Diskussion und warnte die Kommunen davor, die Neuregelung als Begründung für höhere Abfallgebühren zu nehmen. Dafür gebe es keine Rechtfertigung, sagte der SPD-Politiker. Umweltschützer erhoffen sich durch die Neuregelung, dass die Wiederverwertungsquote bei den Elektrogeräten erhöht wird. Hintergrund ist der schnelllebige Elektronikmarkt. Nicht jeder Laptop oder CD-Spieler, der auf dem Müll landet, ist wirklich Schrott. Er wurde vielleicht nur gegen ein neueres Modell ausgetauscht. Die Teile des weggeworfenen Gerätes könnten durchaus noch wieder verwendet werden. Doch der Aufwand dafür ist groß. Und ein echtes Interesse daran hat die Elektroindustrie sicherlich nicht. Sie wollen neue Geräte verkaufen, die alten Teile haben für sie keinen Wert mehr. Daher scheint die Erwartung der Umweltschützer übertrieben zu sein. Zumal sich mit dem Schrott auch nicht das große Geld verdienen lässt. Eine Tonne so genannter weißer Ware (also hauptsächlich Öfen oder Waschmaschinen) bringt auf dem Recycling-Markt höchstens 100 Euro. Immerhin, so glauben Müllexperten, werde sich die Zahl der im Wald landenden Fernsehgeräte durch das Gesetz verringern.

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