Weniger wird mehr

TRIER. Gibt es Hoffnung für die von Schließung bedrohten Fachbereiche der Fachhochschule (FH) Trier? Wissenschaftsminister Jürgen Zöllner kündigte am Mittwochabend nach einem Gespräch mit FH-Präsident Bert Hofmann an, eine Arbeitsgruppe zu bilden, die Reformvorschläge für Architektur und Bauingenieurwesen an den rheinland-pfälzischen Hochschulen erarbeiten soll.

Bei einer Diskussionsveranstaltung in der Industrie- und Handelskammer (IHK) Trier sagte Zöllner, in beiden Fächern gebe es bei weitem zu viele Studienplätze im Land. Wie dieser Missstand am besten beseitigt werden könne, sei jedoch noch offen. Ein vom Ministerium in Auftrag gegebenes Gutachten, das die Schließung der Fachbereiche Architektur und Bauingenieurwesen an der FH Trier vorgeschlagen hatte, bezeichnete Zöllner lediglich als "Input in einem Denkprozess". Seit Wochen protestieren Trierer Studenten und Wirtschaftsverbände gegen die Vorschläge der Gutachter. Am Nachmittag hatte sich der Wissenschaftsminister mit Präsident Hofmann und anderen Vertretern der FH getroffen. Zöller und Hofmann sagten übereinstimmend, sie hätten ein "gutes Gespräch" geführt. Hofmann sagte, er habe dem Minister erläutert, wie seine Hochschule die von Mainz geforderte Effizienzsteigerung zu erreichen gedenke, ohne die beiden Studiengänge abzugeben. So wolle die FH unter anderem die Zahl ihrer Fachbereiche von derzeit zehn auf vier oder fünf verringern. Dadurch werde die FH-interne Verwaltung, nicht jedoch das Studienangebot verringert. Zudem würden für das ganze Studienangebot bis "spätestens" 2006 Bachelor- und Masterabschlüsse angeboten. Auch "Duale Studiengänge", die eine akademische Ausbildung in Kooperation mit der Wirtschaft ermöglichten, würden eingerichtet, sagte Hofmann. Schließlich wolle die FH ihren Anteil an so genannten Drittmitteln, also Spenden oder Forschungsgeldern aus der Wirtschaft, verdoppeln. Minister Zöllner betonte, dass die in dem Gutachten gemachten Vorschläge noch keineswegs Entscheidungen projizierten. Dennoch müsse "ohne Vorurteile und Scheuklappen" darüber geredet werden, wie die Auslastung der Fachhochschulen in den Fächern Architektur und Bauingenieurwesen gesteigert werden könne. Dies solle in einer Arbeitsgruppe geschehen, in der alle fünf betroffenen rheinland-pfälzischen Fachhochschulen und Universitäten vertreten sein sollen, so Zöllner. FH-Präsident Hofmann räumte ein, dass es ohne die Ergebnisse des Gutachtens die Reformvorschläge aus seinem Hause wohl nicht in der nun vorgelegten Form gegeben hätte. Er verwies jedoch darauf, dass diese Bewegung durchaus seinen Zielen entspreche: "Wir wollen die Reform-Hochschule in Rheinland-Pfalz werden", sagte der seit etwa 100 Tagen im Amt befindliche FH-Präsident. Minister Zöllner zeigte sich vor allem angetan von der Idee, in Trier duale Studiengänge einzurichten. Er forderte insbesondere die Kammern auf, eine Liste mit Vorschlägen für diese zweigleisige Studienform zu erstellen: "Wenn Sie nicht mitmachen, wird es nicht funktionieren." Ob die von der FH vorgeschlagenen Reformschritte die Fächer Architektur und Bauingenieurwesen retten, bleibt abzuwarten. Eine Bestandsgarantie wollte Zöllner nach dem Treffen mit Hofmann nicht geben.

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