Wenn Oskar Lafontaine kommt, geht von Boch über die Grenze

Wenn das Saarland von Rot-Rot-Grün regiert wird, will der Keramikhersteller Villeroy & Boch seinen Firmensitz von Mettlach nach Luxemburg verlegen. Die Drohung sorgt im Nachbarland für Unmut.

Mettlach. (wie) Rote Socken mag Wendelin von Boch nicht. Sie würden dem adeligen Unternehmer aus dem saarländischen Mettlach (Kreis Merzig-Wadern) vermutlich auch nicht stehen. Der 67-jährige Sportwagenfan, Hobby-Viehzüchter, Jäger und Freund mag rote Socken vor allem nicht in der Politik. Daher hat er nun gedroht, den Sitz seines Familienunternehmens Villeroy & Boch (V&B) aus Mettlach abzuziehen, für den Fall, dass es im Saarland zu einer rot-rot-grünen Landesregierung kommen sollte. Bei der Landtagswahl am Sonntag hatte die vom ehemaligen Saar-Ministerpräsidenten Oskar Lafontaine geführte Partei "Die Linke" 21 Prozent erreicht und könnte zusammen mit der SPD und den Grünen eine Regierungskoalition bilden.

Ausgerechnet Luxemburg bringt der V&B-Aufsichtsratschef als neuen Firmensitz ins Spiel. Im März hatte das Unternehmen angekündigt, sein Luxemburger Porzellan-Werk 2010 dichtzumachen und die 230 Mitarbeiter der Produktion zu entlassen. Begründung: Der Standort sei zu teuer geworden, die Produktion soll nach Indonesien verlegt werden. Wegen Umsatzeinbußen hatte V&B im Frühjahr angekündigt, 900 der weltweit 9250 Stellen zu streichen, betroffen sei davon auch die Unternehmensverwaltung in Mettlach.

Es sei kein Problem, die Verwaltung und die Unternehmensspitze ins benachbarte Großherzogtum zu verlegen, falls die neue saarländische Landesregierung eine sozialistische Wirtschaftspolitik betreibe, sagt Boch, der Vorsitzender des saarländischen CDU-Wirtschaftsrates ist.

Diese Drohung sorgte gestern im Nachbarland für Aufregung. Der Luxemburger Gewerkschaftsbund LCGB schäumte vor Wut: "Drohungen, um politischen Druck gegen eine mögliche rot-rot-grüne Koalition im Saarland zu machen - und das auf dem Rücken der Arbeitnehmer - sind absolut unzulässig." In der Mettlacher V&B-Zentrale war man um Beruhigung bemüht. Momentan gebe es keine konkreten Pläne, den Unternehmenssitz nach Luxemburg zu verlagern, sagte eine Sprecherin auf TV-Anfrage.

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