Wenn ein Polizist hinter Gitter muss

TRIER. Ein Kriminalbeamter wird zum Bankräuber – ein schwarzer Tag auch für seine Kollegen. Polizeipräsident Manfred Bitter stellt sich im Gespräch mit dem TV den Fragen nach den juristischen und emotionalen Reaktionen auf den Banküberfall von Trierweiler.

Themen wie dieses tun weh, das sieht man dem sonst so gelassen und geradezu unerschütterlich wirkenden Juristen Bitter deutlich an. Es war einer seiner Leute, ein 52-jähriger Kriminaloberkommissar, der die Volksbank in Trierweiler überfallen, einen fünfstelligen Betrag erbeutet und sich schließlich selbst gestellt hatte. Jetzt sitzt der Mann in Untersuchungshaft.Man möge den Polizeipräsidenten mal eben ausblenden, bittet Bitter. "Allein als Leiter dieser Behörde und damit als Chef dieses Mannes bin ich sehr betroffen, dass ein Mitarbeiter zum Täter wurde." Doch der 52-Jährige ist nicht nur ein Mitarbeiter, sondern ein Verbrecherjäger, der selbst zum Verbrecher wurde. "Es ist unverständlich und enttäuschend, dass ein Kollege sich dazu hat hinreißen lassen." Gab es eine Mitteilung oder ein Rundschreiben an alle Mitarbeiter des Polizeipräsidiums, um alle über diese ungewöhnliche Situation zu informieren? Bitters Antwort ist kurz und prägnant: "Das war nicht nötig."

Vorgesetzte wussten nichts

Nachdem sich der Oberkommissar seinen Kollegen in Trier gestellt und den Bankraub gestanden hatte, gab er "finanzielle Schwierigkeiten" als Motiv an. "Weder ich noch die unmittelbaren Vorgesetzten wussten etwas von derartigen Problemen", sagt Bitter. "Im Verhalten oder auch der Leistung des Kollegen wies nichts auf eine solche Entwicklung hin."

Wohl erst während der zu erwartenden Gerichtsverhandlung werden diese Hintergründe geklärt. Der Richterspruch wird auch entscheiden, ob der Bankräuber aus dem Beamtenverhältnis entlassen wird. Bitter: "Die Rechtslage ist klar. Wenn er im Strafverfahren wegen einer vorsätzlichen Tat zu einer Freiheitsstrafe von mindestens einem Jahr verurteilt wird, ist die Zeit als Beamter für ihn zu Ende." Sollte das Strafmaß geringer ausfallen, "liegt diese Entscheidung in unserem Ermessen".

Außerdem muss Manfred Bitter ein Disziplinarverfahren einleiten. "Das Strafverfahren ist allerdings vorrangig", erklärt er. "Wenn es abgeschlossen ist, muss ich entscheiden, was wir mit dem Mann machen." Zuerst wird er jetzt vom Dienst suspendiert.

Der frühere Kriminalbeamte erwartet seinen Prozess in Haft, allerdings nicht in Trier. "Er hält sich in einer Justizvollzugsanstalt auf, die außerhalb seines früheren Tätigkeitsbereiches liegt", sagt Triers Leitender Oberstaatsanwalt Horst Roos. Der Bankräuber soll von anderen Häftlingen nicht als Polizist erkannt werden - und er soll erst recht keinen "Kunden" begegnen, die er selbst hinter Gitter gebracht hat. "Wir sind uns dieser Situation bewusst und werden weiterhin darauf achten, dass es nicht zu solchen Begegnungen kommt", betont Roos.

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