Wer es bequemer will, zahlt drauf

TRIER. Das neue Preissystem der Bahn und der Wegfall der Interregio-Züge sorgt für Ärger bei Bahnkunden. Die Beratung beim Fahrkarten-Kauf dauert länger, einige Strecken sind teurer geworden.

Trier Hauptbahnhof, Reisezentrum, Freitagvormittag. Ein älteresEhepaar steht am Schalter, will eine Fahrkarte nach Saarbrückenkaufen. "Wann wollen Sie denn wieder zurückfahren?", fragt derdurchaus freundliche Bahnmitarbeiter. "Wissen wir noch nicht. Wirgehen einkaufen. Danach fahren zurück." ­ "Sie müssen mir schongenau sagen, mit welchem Zug Sie wieder zurückfahren wollen,sonst kann ich Ihnen nicht die günstigste Fahrkarte raussuchen",erklärt der lächelnde Schalterbeamte. Hinter dem Ehepaar bildetsich eine kleine Schlange. Das Beratungsgespräch dauert noch eineWeile, bis die beiden Ab-und-Zu-Bahnfahrer ihr Ticket haben. Einetypische Szene in diesen Tagen. "Das, was früher in einer halbenMinute erledigt war, dauert nun bis zu zehn Minuten", beschreibtein Bahnexperte die derzeitige Situation in den Reisezentren. "Der Beratungsaufwand ist nicht höher als vorher", meint Bahnsprecher Gerd Felser hingegen. Für Verwirrung sorgt auch, dass man an Nahverkehrsautomaten keine Fahrkarten mehr für Fahrten etwa nach Koblenz oder Saarbrücken kaufen kann. So war es bisher möglich, etwa von Schweich bis Koblenz durchzulösen. Nun muss in Wittlich am Bahnhof beim Umsteigen in den Intercity oder beim Zugbegleiter eine Fahrkarte für den Fernverkehr gekauft werden. Für die Intercity-Züge Interregios gelten nämlich nicht die Tarife des Fernverkehrs. Außerdem wird noch ein Zuschlag fällig. Daher hat das neue Preissystem indirekt doch Auswirkungen auf den Nahverkehr. Zwar bleiben die Preise für die Regionalzüge gleich, doch wer die zu Intercity-Zügen umlackierten Interregios benutzen will, etwa zwischen Trier und Luxemburg, muss mehr zahlen. Und eben das sorgt bei vielen für Ärger. Die Bahn habe bei Vorstellung des neuen Preissystems verschwiegen, welche Auswirkungen der Wegfall der Interregios auf die Bahnpreise haben, kritisieren namhafte Verkehrsexperten in einem Brief an Bahnchef Mehdorn. "Das ist echt ein Dilemma", sagt Unternehemssprecher Felser.

Verbraucherschützer und der Verkehrsclub Deutschland gehen mittlerweile davon aus, dass die Bahn dem Druck der Kunden nicht allzu lange Stand halten kann und ihr Preissystem korrigieren wird.

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