Wer steht wo, und was kann ich tun?

TRIER. Des Helfers Helfer: Im Gespräch mit ihren Supervisoren entwickeln die Mitarbeiter des Kinderschutzbunds neue Sichtweisen, um Probleme zu lösen.

 Wer fühlt hier was, und wie könnte ich den Kindern noch helfen? Wenn es den Mitarbeitern des Kinderschutzbundes schwer fällt, solche Fragen zu beantworten, hilft oft die Supervision. TV-Foto: Katharina Hammermann

Wer fühlt hier was, und wie könnte ich den Kindern noch helfen? Wenn es den Mitarbeitern des Kinderschutzbundes schwer fällt, solche Fragen zu beantworten, hilft oft die Supervision. TV-Foto: Katharina Hammermann

Auch den Helfern muss ab und an geholfen werden. Denn egal welches Problem die Kinder haben, die zu ihnen kommen - die Mitarbeiter des Kinderschutzbundes werden immer wieder mit unschönen, scheinbar ausweglosen Situationen konfrontiert. Jeder steht irgendwann vor dem Problem, nicht mehr zu wissen, wie es weitergehen soll. In solchen Fällen kann die Supervision helfen, wörtlich das "Darüberschauen". Alle ein bis zwei Monate treffen sich die haupt- und ehrenamtlichen Mitarbeiter mit einem Psychologen, um über das zu sprechen, was hakt. Meist geht um Probleme aus aktuellen Fällen. Zum Beispiel: Trotz aller Bemühungen geht es nicht voran, oder es gab Rückschläge. Die Helfer leiden unter dem, was sie erleben. Es fällt ihnen schwer, den Lebensmut, die Wärme, Ruhe und Stabilität auszustrahlen, die sie für die Arbeit mit den Kindern dringend brauchen. Die eigene Ohnmacht quält. Es fällt schwer, auszuhalten, dass die Familienverhältnisse der Kinder sind, wie sie sind, dass immer wieder Kinder kommen werden, die missbraucht wurden oder unter der Trennung ihrer Eltern leiden, oder dass manche Dinge sich nur langsam verändern lassen. "Es geht in der Supervision um Beratung, Reflektion und Weiterentwicklung", sagt einer der Therapeuten, mit denen der Kinderschutzbund zusammenarbeitet. Er betrachtet Familien als System, analysiert, wie die Rollen verteilt sind und hilft den Mitarbeitern, einen neuen Blickwinkel zu finden. Sie fühlen sich in die verschiedenen Betroffenen hinein und stellen dabei manchmal fest, dass einiges anders ist als gedacht. "Manchmal gehe ich hier mit vier neuen Lösungsansätzen raus", sagt eine Mitarbeiterin. Außerdem ist die Supervision für viele wichtig, um die nötige Distanz immer wieder zu finden. "Ich erinnere die Leute daran, dass sie Profis sind", sagt der Therapeut. Und Professionalität lebe vom Engagement für die Betroffenen und der gleichzeitigen Distanz zu deren Situation. Mit Hilfe der Supervision lernen die Mitarbeiter auszuhalten, dass sie manche Dinge nicht ändern können. Sie lernen, ihre Möglichkeiten besser abzuschätzen und sich auch über kleine Erfolge zu freuen. Sie vergewissern sich, ob sie alles richtig machen, erörtern, was sie besser machen können und merken, dass es zum Wohl des Kindes manchmal sogar nötig ist, nichts zu tun.

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