"Werden nie vergessen"

LUXEMBURG. Drei Jahre nach dem Absturz einer Luxair-Fokker warten die Hinterbliebenen der Opfer immer noch auf eine juristische Aufarbeitung. Doch noch immer gibt es keinen Prozess gegen die Verantwortlichen.

Die Erinnerung lässt Luxemburg nicht los. Am Morgen des 6. November 2002 endet der Luxair-Flug 9642 von Berlin-Tempelhof nach Luxemburg in einer Katastrophe. Beim Landeanflug stürzt die Fokker 50 bei Niederanven ab, von 22 Insassen und Crewmitgliedern sterben 20. Auch drei Jahre danach leben die Hinterbliebenen mit der Ungewissheit, ob die Verantwortlichen für den Absturz jemals zur Rechenschaft gezogen werden. Obwohl in dem ein Jahr nach dem Unfall vorgelegten Abschlussbericht ganz klar dem überlebenden Piloten und den mangelnden Sicherheitsvorkehrungen bei Luxair die Schuld gegeben wird, gab es bis heute keinen Strafprozess. Zwar hat die Staatsanwaltschaft sowohl den Unglückspiloten als auch den ehemaligen Luxair-Chef Christian Heinzmann angeklagt. Doch der Prozess platzte, weil Heinzmann den Richter für befangen hielt. Seitdem laufen die Ermittlungen. Die Staatsanwaltschaft hält den Piloten und den im Februar entlassenen Luxair-Chef mitverantwortlich für das Drama vom November 2002. Auch Verantwortliche der luxemburgischen und niederländischen Flugaufsicht sollen irgendwann einmal auf der Anklagebank sitzen. Eine Fehlkonstruktion der in den Niederlanden gebauten Fokker soll den Absturz mitverursacht haben. Obwohl auch der entlassene Pilot Luxair verklagt hat, hält man bei der Gesellschaft die Aufarbeitung des Unglücks für abgeschlossen. Man habe alle notwendigen Konsequenzen gezogen, sagt Luxair-Sprecher Marc Gerges. Die Sicherheitskultur sei gut. Für die Gesellschaft ist weiter der Pilot und zunächst entlassene und dann auf Druck des Arbeitsgerichtes wieder eingestellte hochrangige Mitarbeiter verantwortlich. Auch nach dem Abgang von Heinzmann steht man, zumindest nach außen hin, hinter dem umstrittenen Belgier. Sein Nachfolger, der Luxemburger Adrien Ney, der im Sommer den Posten übernommen hat, schweigt beharrlich. Interviewanfragen lehnt er seit Monaten ab. Für die Hinterbliebenen, aber auch für Experten, ist der Absturz noch längst nicht abgeschlossen. Im Internet finden sich jede Menge Einträge zu dem Unglück. In einem Forum, das sich mit Flugzeugabstürzen beschäftigt, finden sich allein zur Luxair-Katastrophe 365 Beiträge. Einer davon vom Freund der Stewardess, die beim Absturz gestorben ist und ein einjähriges Baby hinterlassen hat: "Niemand spricht mehr über den Unfall", schrieb er im April in das Forum und bekam als Antwort: "Wir werden das Unglück nie vergessen."

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