Wiedersehen nach vier Monaten

SPANGDAHLEM. Vier Monate lang waren sie in den Irak abkommandiert, seit dem Wochenende sind mehr als 120 US-Soldaten wieder "daheim" - auf der Eifel-Airbase Spangdahlem. "Das schönste Gefühle, das ich je hatte", meinte eine Soldatin nach der Landung.

Sarah Charles möchte ihre Tochter Ariel gar nicht mehr loslassen. Ganz fest drückt die auf der amerikanischen Airbase Spangdahlem stationierte Soldatin die Zweijährige an sich, strahlt über das ganze Gesicht. Vier Monate sind vergangen, seit die Hauptgefreite ihre Tochter und Ehemann Jean-Max das letzte Mal umarmt hat, bevor sie mit ihrer Einheit aufbrach in den Irak und in eine ungewisse Zukunft."Ich sah den Blitz und fühlte die Hitze"

Die dunkelhäutige Sarah Charles gehört zur 606. Flugüberwachungseinheit. Die Angehörigen der mit mobilen Radaranlagen ausgestatteten Staffel bezeichnen sich gerne als "Augen und Ohren der Truppe". Sie liefern vom Boden aus Luftlagebilder, warnen US-Einheiten vor feindlichen Angriffen und koordinieren das Auftanken eigener Maschinen in der Luft. Die am Wochenende nach Spangdahlem zurückgekehrte Einheit war in Balad stationiert, etwa 70 Kilometer nördlich von Bagdad. Im September waren rund 1000 US-Soldatinnen und Soldaten (von insgesamt 5000) aus der Eifel in den Irak verlegt worden. Dreiviertel von ihnen seien mittlerweile wieder zurück, sagt Airbase-Sprecherin Iris Reiff, der Rest folge in den nächsten Wochen. Dass sie so lange von ihrem Stützpunkt weg sind, ist für die Spangdahlemer Soldaten nichts Ungewöhnliches. "Sie sind regelmäßig in internationalen Krisengebieten eingesetzt", sagt Iris Reiff, "in der Regel für vier Monate". Im Irak sind die amerikanischen Militärs aus der Eifel fast schon im Dauer-Einsatz. Bereits im ersten Krieg gegen den einstigen Machthaber Saddam Hussein waren F-16-Jagdmaschinen und (inzwischen ausgemusterte) Phantom-Jets aus Spangdahlem 1991 mit von der Partie. Später kontrollierten sie die Flugverbotszonen im nördlichen und südlichen Irak. Und auch mit Ausbruch des letzten Kriegs Anfang 2003 waren erneut Kampfjets und Bomber aus Spangdahlem in der Golfregion im Einsatz. Dass ihre Attacken auch Menschenleben kosten, wird von den amerikanischen Militärs gerne verschwiegen. Ihre im Nachhinein präsentierten Einsatzstatistiken lesen sich so trocken wie die Bilanz eines Wirtschaftsunternehmens: Die Rede ist von der Anzahl der Kampf-Einsätze, Flugstunden oder Angriffe. Ziel von Angriffen sind im Irak aber auch immer wieder die amerikanischen Militärs selbst. "Allein unsere Einheit ist in vier Monaten über 100 Mal attackiert worden", sagt Oberstleutnant Scott Fischer, Chef der 606. Flugüberwachungseinheit. Mit einer Ausnahme überstanden die Spangdahlemer die Angriffe allesamt unversehrt. Lediglich ein Soldat wurde verletzt, als wenige Meter neben ihm eine Granate explodierte. "Ich sah den Blitz, fühlte die Hitze und spürte, dass ich von etwas getroffen wurde", sagte David Hogden kurz nach dem Vorfall der Zeitung "Stars and Stripes". Doch die Verletzungen waren offenbar halb so schlimm: "Nach zwei Wochen war der Mann schon wieder auf den Beinen", sagt Airbase-Sprecherin Iris Reiff. Gemeinsam mit Sarah Charles war auch David Hogden mit an Bord der Zivilmaschine, die die 120 Spangdahlemer Soldaten nach vier Monaten wieder "heim" in die Eifel brachte. Hier steht für die meisten jetzt erst einmal Erholung auf dem Programm. Bereits am Montag waren einige weiter in die Vereinigten Staaten geflogen - dorthin, wo die Soldaten wirklich zu Hause sind.

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