Wille zur Versöhnung

TRIER/BAD KREUZNACH. Zur Kür des CDU-Spitzenkandidaten für die Landtagswahl 2006 in Rheinland-Pfalz werden heute in Bad Kreuznach mehr als 400 Delegierte erwartet. Einziger Kandidat bei dem Sonderparteitag ist der Landesvorsitzende Christoph Böhr (50), der im TV -Interview eine "Hol- und Bringschuld" innerhalb der CDU einfordert.

Sie wirkten bei der Nachricht glücklich, mit 57,1 Prozent das Rennen an der Basis gemacht gemacht zu haben. Warum sind Sie mit dem Ergebnis so zufrieden? Böhr: Es ist nach einer langen Auseinandersetzung zustandegekommen und hat alle einbezogen. Die enorme Beteiligung von 55 Prozent der Mitglieder wirklich umwerfend. Ist die Urwahl auch ein Modell, um eine Partei nachhaltig zu befrieden? Böhr: Es ist ein geeignetes Modell, um eine Streitfrage zu klären. Die befriedende Wirkung der Urwahl hat sich bei Regionalkonferenzen gezeigt, an denen immerhin 4300 Mitglieder teilgenommen haben. Viele wollten Dampf ablassen, sich aber auch kundig machen, welche Position der Kandidat in Sachfragen bezieht. Ihr Herausforderer Peter Rauen hat das Ergebnis sofort sportlich-fair akzeptiert. Ist das ein wichtiges Signal? Böhr: Das ist eine honorige und noble Geste, die der Zusammenarbeit und notwendigen Geschlossenheit wirklich dient. Der Bezirks-Vize im Norden, Georg Moesta, hat aber bereits erklärt, dass der Streit noch nicht ausgestanden sei. Wie ernst nehmen Sie die neuerliche Kampfansage? Böhr: In der Politik muss jeder wissen, was er sagt. Führen und Zusammenführen ist jetzt gefragt. Wie lässt sich dies nach einem Streit erreichen, der auch Verletzungen hinterlassen hat? Böhr: Ich kann mich nicht erinnern, dass ich jemanden verletzt habe. Es war doch eher umgekehrt. Es gibt nach dem Mitgliedervortum jetzt eine Hol- und eine Bringschuld. Versöhnung erfordert den festen inneren Willen dazu. Ich habe ihn. Jeder muss jetzt wissen, wie er sich einlässt, um in Freundschaft zusammenzufinden. Ich habe das größte Interesse daran, denn die Aufgaben sind nur gemeinsam zu schultern. Aber es steht auch fest: Aus dem Mitgliedervotum erwächst für mich ein klarer Führungsauftrag. Welche Konsequenzen erwarten Sie von den drei Bezirksvorsitzenden, die Sie als Spitzenkandidaten nicht wollten? Böhr: Dass sie im Sinne der Partei wirken und um die Verantwortung wissen, die für das gemeinsame Ziel notwendig sind. Die Resonanz der Mitglieder hat gezeigt, dass sie auch gefragt werden wollen. Planen Sie deshalb jetzt auch verstärkt Regionalkonferenzen zu Sachthemen? Böhr: Über die Personalfrage wollten mehr als 4000 Mitglieder bei den Veranstaltungen reden. Die Resonanz auf Sach-Foren beflügeln aber eher nicht, verstärkt Regionalkonferenzen zu veranstalten. Denn zu den Diskussionen über die Familien- und Bildungspolitik sind beispielsweise landesweit nur 650 Mitglieder gekommen. Ich denke, die meisten Mitglieder wollen, dass erst gar keine Situation entsteht, die Regionalkonferenzen notwendig macht. Eine Politik von Hand-in-Hand ist ihnen lieber. Wie bewerten Sie die Aussagen von Politologen, dass ein landespolitisches Profil oder Image bei der Landtagswahl weniger bedeutsam ist als die Großwetterlage?Böhr: Das ist eben nicht zu leugnen. Ich habe dazu auch viele Demoskopen befragt. Sie sind alle dieser Meinung, wenn das in der Partei bislang auch noch nicht alle wahrhaben wollen. Persönlichkeitswerte können ein Landtagswahl-Ergebnis nur im Feinbereich justieren. Umso wichtiger ist es, dass wir bei der Landtagswahl 2006 in Bund und Land in guter Verfassung sind. Übrigens: Landespolitiker sind an der Entwicklung und mangelndem Interesse an Landespolitik nicht schuldlos. Der Landtag kann mit seiner Tagesordnung und wenig lebhaften Debatten eben nur bedingt begeistern. Das Interview führte unsere Mitarbeiterin Ursula Samary .

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