Winzer sehen schwarz

TRIER. 2002 wurde sie erstmals in Brachflächen registriert, jetzt hat sie von Koblenz bis Trier die Weinberge im Griff: die Schwarzfäule. Vor gut einer Woche wurden die ersten grau verfärbten Beeren entdeckt, inzwischen hat sich der Pilz rasant ausgebreitet. Zehn Prozent der Lagen an der Mosel sind schon befallen. Viele Erzeuger befürchten Ernte-Einbußen, Öko-Winzern droht gar ein Totalausfall.

Noch vor zehn Tagen war die Winzerwelt an der Mosel in Ordnung. Der überragende 2003er auf der Flasche, der 2004er stand gut, ließ ordentliche Qualitäten und mehr als zufrieden stellende Mengen erwarten. Dann, vor gut einer Woche, erste Anzeichen einer Krankheit: unregelmäßig geformte Flecken auf den Blättern, von vielen Winzern zunächst für Herbizidspritzer (bei der Unkrautbekämpung entstanden) gehalten. Auch Blattstiele und junge Triebe zeigten schwarz gefärbte Flecken. Wenig später dann die ersten Symptome an den Trauben: gräuliche Verfärbungen, die sich zu rotbraun-violettenFlecken entwickeln, bevor die Beeren ganz eintrocknen.Kein Spritzmittel zugelassen

Die Schwarzfäule, 2002 erstmals in Brachflächen registriert und im vergangenen Jahr vereinzelt in an Brachen angrenzenden Lagen aufgetreten, hat sich an der Mosel ausgebreitet und macht vor keiner Rebsorte Halt. Auch in noch gesund aussehenden Beständen können die Pilzsporen schon unerkannt wirken oder drohen dies bei nicht ausreichendem Schutz zu tun. Gefährdet sind vor allem Gemarkungen mit großen Brachflächen. Umgehende Spritzung ist angesagt. Vermutlich, sagt Franz-Josef Treis, Rebberater vom Dienstleistungszentrum Mosel, hätten die gewittrigen Niederschläge Mitte Juli verbunden mit den Gewitterstürmen die Infektion aus den Drieschen in die bewirtschafteten Lagen geweht. Für die Winzer heißt es jetzt sofort spritzen, und zwar im zehn- bis zwölf-tägigen Turnus bis zum Reifebeginn. Fatal: In Deutschland ist kein Fungizid gegen die bisher nur aus der Schweiz und den USA bekannten Krankheit zugelassen. Literaturhinweise aus diesen Ländern und eigene Versuche von Bernhard Holz, Experte für Pilzkrankheiten an der Biologischen Bundesanstalt (BBA) Bernkastel, belegen jedoch, dass einige gegen andere Krankheiten zugelassenen Wirkstoffe auch gegen Schwarzfäulehelfen. Eine Katastrophe zeichne sich besonders für ökologisch wirtschaftende Erzeuger ab, sagt sagt Franz-Josef Treis. Bislang ist kein Mittel bekannt, mit dem sie gegen die Schwarzfäule vorgehen können. "Wenn hier nicht innerhalb der nächsten zwei Wochen eine Lösung gefunden wird, müssen dieÖko-Winzer mit einem Totalausfall der Ernte rechnen", warnt Treis. Der droht auch bei bislang als pilzresistent geltenden Rebsorten.Brachflächen gefährden Weinbau an der Mosel

Kurzfristig heißt es für die Winzer also spritzen. Mit einem der jetzt helfenden Mittel muss auch im nächsten Jahr gearbeitet werden. Der Pilz hat sich in den Brachen und Drieschen eingenistet. Mittelfristig, sagen Bernhard Holz und Franz-Josef Treis, sei er nur durch eine Beseitigung der Drieschen und Brachen mittels konsequenter Umsetzung der entsprechenden Verordnung zu bekämpfen, etwa durch Brachenprogramme wie die vereinzelt schon praktizierte Bewirtschaftung mit Ziegen. Auch die kontrollierte Brandrodung, wie am Mittelrhein erfolgreich praktiziert, "darf an der Mosel kein Tabuthema mehr sein", fordern die beiden Experten. Gelinge es nicht, die Brachflächen mittelfristig zu beseitigen, "sehen wir den Weinbau an der Mosel stark gefährdet", warnt Holz.

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