"Wir sind kein Mallorca"

MAINZ. (win) Rheinland-Pfalz schneidet zwar bei Studie des Berlin-Instituts zur Zukunft Deutschlands noch vergleichsweise gut ab. Doch im Mainzer Landtag wurde vor einer Überbewertung der Studie gewarnt.

Nur in einem Punkt waren sich die Fraktionen im Landtag einig: Die jüngste Studie des Berlin-Instituts zu Bevölkerungsentwicklung und Zukunftsfähigkeit Deutschlands (der TV berichtete) sieht Rheinland-Pfalz zwar im Ländervergleich auf Platz drei hinter Bayern und Baden-Württemberg, einen Grund zur Selbstzufriedenheit gebe es jedoch nicht. Während die Vorausschau in "Deutschland 2020" für Rheinland-Pfalz in den nächsten 15 Jahren vom einem Bevölkerungszuwachs von drei Prozent ausgeht, sieht das Statistische Landesamt einen Schwund von einem bis zu fünf Prozent. Hintergrund sind vor allem die unterschiedlichen Erwartungen beim jährlichen Wanderungsüberschuss. Der schwankt zwischen 10 000 und 20 000. Einzelne Studien dürften nicht überbewertet werden, mahnte Ministerpräsident Kurt Beck. Doch die Tendenzen sind klar: Die Bevölkerung wird langfristig merklich abnehmen, die Ballungsräume werden davon weniger betroffen sein als strukturschwächere Gebiete wie Westpfalz oder Hunsrück. Auch wird die Gesellschaft erheblich altern. "Deutschland wandert und das Angebot an Arbeitsplätzen bestimmt diese Entwicklung", so Georg Gölters Schlüsse aus der Studie. Neben dem Ausbau der Verkehrsinfrastruktur ist nach Überzeugung des CDU-Politikers eine qualifizierte Zuwanderung notwendig, "ob sie dem Einzelnen nun passt oder nicht". Sicher war ihm dabei vor allem der Beifall der anderen Fraktionen. Die Wanderung werde auch bestimmt von Eigentumsquote und Attraktivität des Wohnortes, so Beck. Und in beiden Punkten sei Rheinland-Pfalz vorn. Das gilt aus seiner Sicht auch beim Ausbau von Kinderbetreuung und Ganztagsschule, um die Vereinbarkeit von Familie und Beruf zu fördern. Das Bevölkerungswachstum der nächsten Jahre ist für die Grünen kein Grund, sich zurückzulehnen. Der Zuwachs komme von den Rentnern, unterstrich der Abgeordnete Bernhard Braun. Aber, "wir sind kein Mallorca", so seine Anspielung auf den beliebten Altersruhesitz. Für Thomas Weiner (CDU) sind die Studien hilfreich und gefährlich zugleich, teilen sie doch das Land in zukunftsfähige und nicht-zukunfstfähige Regionen. Benachteiligte könnten so erst recht bei künftigen Entscheidungen zu Verlierern werden.

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