"Wir werden einiges verbessern"

TRIER. Die Neuregelung der Apothekennotdienste seit Anfang des Jahres stößt auf Kritik: komplizierte, kostenpflichtige Abfrage per Telefon, zu weite Wege bis zur nächsten dienstbereiten Apotheke. Darüber sprachen wir mit dem Präsidenten der Landesapothekerkammer, Hartmut Schmall aus Trier.

Haben Sie mit einer derart heftigen Kritik an der Neuregelung gerechnet? Schmall: Überall dort, wo die Neuregelung polarisierend thematisiert wurde, wie jetzt im Trierischen Volksfreund, gab es überzogene Kritik. Viele, die uns derzeit kritisieren, haben den Notdienst bislang noch gar nicht gebraucht. Trotzdem nehmen wir die Kritik ernst. Es gibt Fehler beim neuen System, die wir selbst festgestellt haben. Wir wollen keine Service-Wüste, sondern eine akzeptable und zumutbare Lösung finden. Es wird sich einiges bessern. Konkret? Schmall: Es wird in den Mittelzentren wie Bitburg, Daun, Wittlich oder Saarburg wieder täglich eine Dienst habende Apotheke geben. Vielleicht kann man auch so etwas wie eine Rufbereitschaft von Apotheken einrichten: Ärzte rufen dann dort an, schicken die Patienten mit einem Rezept vorbei, das heißt, die Apotheker haben nur auf Zuruf Notdienst. Wir werden außerdem überprüfen, wo die Entfernung zur nächsten Apotheke deutlich weiter als 20 Kilometer ist. Dort wird es Zusatzdienste geben. Warum konnten einige Fehler nicht vermieden werden? Schmall: Wir haben einige Dinge sicherlich falsch eingeschätzt. Zum Beispiel die 0900-er-Nummer. Uns hat man gesagt, das ist die Nummer, die ideal für einen solchen Dienst ist. Wir wussten aber nicht, dass bei Sperrungen der 0190-er-Vorwahl automatisch auch die 0900-er-Nummern gesperrt sind. Trotzdem haben wir seit Januar bereits 64 000 Anrufe registriert. Es scheint also zu funktionieren. Es wird sich also nichts ändern bei dem Service? Schmall: Mit hoher Wahrscheinlichkeit werden wir in naher Zukunft eine Kurzwahl einrichten können. Wir bestehen nicht auf der bisherigen Nummer. Wir sind gesetzlich nur verpflichtet, die nächsten zwei dienstbereiten Apotheken in den Apotheken auszuhängen. Konnte man die Pannen wie etwa mit der 0900-er-Nummer nicht absehen? Schmall: Beim Pilotprojekt in Koblenz gab es gar keine Probleme. Daher haben wir nicht damit gerechnet, dass es überhaupt Ärger geben würde. Warum hat man die alte, funktionierende Regelung aufgegeben? Schmall: Sie hat ja nicht funktioniert. Da war die Gefahr, dass man vor einer geschlossenen Apotheke stand, obwohl sie Dienst haben sollte, viel größer, als mit der jetzigen, neuen Regelung. Es wurde viel häufiger unter den Apotheken getauscht. Und in vielen Landstrichen gab es Lücken bei den Notdiensten. Darüber hat sich aber niemand aufgeregt. Das wurde alles mit der Neuregelung verbessert. Die Neuregelung ist aber nicht nur dafür da, die Zahl der Bereitschaftsdienste der Apotheker zu reduzieren, oder etwa doch? Schmall: Natürlich war das mit ein Grund, die Regelung zu ändern. Das europäische Urteil, dass Bereitschaftsdienste als Arbeitszeit zu werten sind, gilt auch für Apotheker. Es gab Apotheker, die hatten einmal im Monat eine Woche lang täglich rund um die Uhr Dienst. Das musste dringend überdacht werden. Jetzt hat im Idealfall ein Apotheker alle 13 Tage einen Tag Notdienst. In der Eifel zum Beispiel funktioniert das allerdings nicht. Da haben wir ein Problem: Es gibt zu wenig Apotheken. Da müssen die Apotheker häufiger ran. Wie geht es jetzt weiter?Schmall: Wir werden jetzt Gespräche mit den Ärzten führen, damit der Notdienst der Ärzte mit dem der Apotheken besser koordiniert werden kann. Ziel ist es außerdem, dass die Bereitschaftsapotheken auf die Verschreibungen der Ärzte eingerichtet sind. Es wird ein Notfallsortiment der am häufigsten verordneten Medikamente geben, damit die Patienten in den Apotheken nicht unverrichteter Dinge wieder abziehen müssen, weil bestimmte Mittel nicht vorrätig sind. Mit Hartmut Schmall sprach unser Redakteur Bernd Wientjes.

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