Zeit zum Malen

"Was macht eigentlich...?" Unter diesem Motto berichten wir in loser Folge, was Menschen heute tun, die früher im Land Schlagzeilen gemacht haben - und um die es zumindest öffentlich etwas ruhiger worden ist. Heute schildern wir, was Wolf Gerlach, der Erfinder der Mainzelmännchen, jetzt eigentlich macht.

"Guuudn Aaabend!" Jeder kennt sie, die krächzende Stimme des schlauen Det. Der Chef der Mainzelmännchen zieht allabendlich die Knubbelmütze von seinem Strubbelkopf und begrüßt freudig seine Zuschauer. Fahrradbrille, weißes Hemdchen und blauer Pullunder - das sind Dets Markenzeichen. Wenn er einmal nicht vor der Kamera stehen kann, dann vertritt ihn einer seiner fünf Kollegen: der nimmersatte Anton oder der Techniktüftler Berti, Conni, der Jungspund, Edi, der Lebemann, oder natürlich Fritzchen, die Sportskanone.Erfinder dieser lustigen Truppe ist Wolf Gerlach. "Viele nennen mich den Vater der Mainzelmännchen", sagt der 78-Jährige. "Das empfinde ich als einen echten Ehrentitel." Und: Gerlach trägt die Auszeichnung zu Recht. Er war es schließlich, der die berühmten Mainzer zwischen Weihnachten und Silvester 1962 zum ersten Mal gezeichnet hat. Bis 2002 ließ er sich täglich neue Geschichten für seine Fernseh-Kinder einfallen und konzipierte den Handlungsablauf der Filmchen."Doch alleine habe ich die mehr als 30 000 Mainzelmännchen-Episoden natürlich nicht geschaffen", sagt Gerlach. "In Hochzeiten unterstützten mich bis zu 50 Kollegen, die die Trickfilmchen zeichneten. Früher hatten wir ja noch keine Computer, jedes Schühchen oder Mützchen musste also von Hand gezeichnet werden."Und wer hat den kleinen Rabauken das Sprechen beigebracht? Natürlich ihr Vater, wer sonst. Das heisere "Guuudn Aaabend!" des schlauen Det spricht in Wirklichkeit niemand anderes als Wolf Gerlach selbst. Noch heute ist es im Zweiten Deutschen Fernsehen während der Werbepausen des Vorabendprogramms zu hören. "Die berühmte Begrüßung der Mainzelmännchen haben wir aufgenommen, kurz bevor die ersten Filmchen am 1. April 1963 ausgestrahlt wurden. Damals war ich 35 Jahre alt. Heute könnte ich meine Stimme nicht mehr so verstellen."Das ist auch nicht mehr nötig. Denn vor vier Jahren ging der Mainzelmännchen-Schöpfer in den Ruhestand. Seither widmet er seine ganze Kraft dem Malen in seinem Haus in Bad Zwischenahn - und dem Reisen.

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