Zeugnis für die Pflegeleistung

MAINZ. Bei der oft schwierigen Suche nach dem geeigneten Pflegeheim oder Pflegedienst können künftig "einrichtungsbezogene Qualitätsberichte" des Medizinischen Dienstes der Krankenkassen (MDK) weiterhelfen. "Es muss Licht in die Pflegequalität", so Ursula Weibler-Villalobos, Leitende Ärztin des MDK zu den Zertifikaten.

Die Pflegeleistung in Heimen und bei ambulanten Diensten bessert sich nur langsam, stellte der Medizinische Dienst im Frühjahr einmal mehr fest und monierte in seinem Prüfbericht teils gravierende Defizite in der Versorgung Pflegebedürftiger. Die reichten vom Einsatz von Hilfskräften in der Behandlungspflege über die unzureichende Ausstattung für altersverwirrte Senioren bis zur mangelhaften Ernährung. Künftig können freiwillig beantragte Einzel-Zertifikate helfen, dass nach den allgemein gehaltenen Prüfungsergebnissen des MDK nicht alle 380 ambulanten und 410 stationären Einrichtungen im Land über einen Kamm geschert werden.Als erstes Heim in der Region Trier erhält das "Haus Mozart" in Wittlich in diesem Monat seinen aktuellen MDK-Qualitätsbericht als Zertifikat. Dass sich der private Träger für seine Einrichtung mit 110 Plätzen ein Zeugnis ausstellen lässt, ist laut Heimleiterin Astrid Göden nicht nur auf die attestierten "überdurchschnittlichen Leistungen auf hohem Niveau" zurückzuführen, sondern auch eine Reaktion auf immer wiederkehrende allgemeine Negativberichterstattung über die Pflegesituation in Heimen. "Wir stellen uns den Anforderungen und gehen mit unserer Qualität an die Öffentlichkeit", sagt Göden dem TV.

In den Pflegebereich müsse mehr Transparenz gebracht werden, betont Ursula Weibler-Villalobos, Leitende Ärztin des MDK, zu der Initiative. Bisher landeten alle Heime und Dienste bei der Prüfung in einem Topf. Die guten fühlten sich dann im Jahresbericht ungerecht behandelt und Pflegebedürftige sowie Angehörige hatten keinen Ansatzpunkt für eine Beurteilung. Nun können Geprüfte mit einem Zertifikat werben.

Übersichtliche Beurteilung

Dadurch entsteht auch ein positiver Anreiz und Druck für andere Anbieter, ist sich Weibler-Villalobos sicher. Ein auf die jeweilige Einrichtung bezogener Qualitätsbericht kann, muss aber nicht, von Heim oder ambulantem Dienst veröffentlicht werden.

Der Beurteilung auf einem Blatt soll übersichtlich und leicht verständlich sein. Mit Prozentzahlen zeigt sie in einer Tabelle an, wie weit die Anforderungen bei Pflege und Versorgung erreicht wurden

Doch kaum hatten sich vor Wochen Pflegekassen und MDK mit der Liga der freien Wohlfahrtsverbände und den Verbänden der privaten Anbieter nach zähem Ringen auf die Qualitätsberichte verständigt, um nicht nur über Mängel, sondern auch über "gute Pflege- und Betreuungsqualität zu informieren", gehen die Heimträger teilweise wieder auf Distanz. Es gebe Vorbehalte, räumt Günther Salz, Geschäftsführer der Liga, auf Nachfrage des Trierischen Volksfreunds ein.

Die Berichte genügen nach seiner Einschätzung nicht den fachlichen und rechtlichen Kriterien. "Wir haben nichts gegen Transparenz und hohes Interesse an Qualität", unterstreicht Salz. Doch die geplante Beurteilung sei zu stark medizinisch ausgerichtet, auf statistisch zu dünner Basis und böte kein ganzheitliches Bild in dem etwa die Bewohnerzufriedenheit mit berücksichtigt werde. Jetzt soll mit dem MDK nachverhandelt werden.

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