Zwischen Tank und Teller

Die Deutschen müssen damit rechnen, dass Lebensmittel in den kommenden beiden Jahren teurer werden. Milchseen und Butterberge gehören längst der Vergangenheit an, bei Milch, Käse, Butter, Getreide und Fleisch schlägt die Globalisierung durch - die Landwirte freut's, die Verbraucher stöhnen.

Trier. Schon in den ersten Wochen des Jahres verfestigt sich ein Trend, den die deutschen Verbraucher bis zum vergangenen Jahr nicht mehr gekannt haben: Lebensmittel werden teurer. Markenbutter beispielsweise war Ende des Jahres gegenüber dem Vorjahresvergleich um die Hälfte teurer. Eier, Milchprodukte und Vollmilch belasteten die Haushaltskasse um ein Viertel mehr, und H-Milch schlug mit einem um ein Fünftel höheren Preis zu Buche. Der globalisierte Markt und seine Wirkung

Vor allem bei Milchprodukten macht sich die hohe internationale Nachfrage bemerkbar. Chinesen und Inder haben Joghurt und Käse für sich entdeckt. Laut einer Untersuchung ist beispielsweise der Pro-Kopf-Verbrauch der Chinesen seit etwa 20 Jahren um 14 Liter gestiegen. Dennoch geht der Export der deutschen Milchbauern zum großen Teil in die anderen europäischen Länder. Gleichwohl treibe die hohe Nachfrage weltweit den Preis. Deshalb geht die Milchbranche auch weiterhin von "gefestigten" Preisen aus. "Wir rechnen damit, dass bundesweit die Milchlieferanten mindestens den Auszahlungspreis von 34 Cent pro Liter im Jahresdurchschnitt bekommen", sagt der Vorsitzende des Milch-Industrieverbandes, Karl-Heinz Engel, Chef der Hochwald-Molkerei in Thalfang. Auch die Milch Union Hocheifel (Muh) in Pronsfeld geht weiterhin "von einem guten Auszahlungspreis aus", wie Muh-Sprecher Wolfgang Rommel meint. Die Verhandlung zwischen Molkereien und Handel beginnen im April. Beide Experten gehen aber auch davon aus, dass die Milchpreise auf dem globalen Markt größeren Schwankungen ausgesetzt sind. "Es ist schwierig, hier eine Aussage über einen längeren Zeitraum zu geben", sagt Engel. Die Milchbauern müssten in Zukunft damit rechnen, dass sich die Preise schnell an Angebot und Nachfrage anpassen und stärker variieren, als man es bisher gewohnt sei. Auch das sei eine Auswirkung des globalisierten Marktes.Auch in der Biobranche stehen die Zeichen auf "Preiserhöhung". Die Nachfrage ist viel höher als das Angebot. Leo Blum, Präsident des Bauernverbandes Rheinland-Nassau, sieht in der Preisentwicklung eine angemessene Reaktion des Marktes. "Getreide ist heute so teuer wie vor 40 Jahren, und auch bei der Milch waren die Erhöhungen notwendig, damit die Landwirte endlich wieder was verdienen." Der Landwirt aus Niederbettingen im Vulkaneifelkreis Daun bemängelt eh den niedrigen Stellenwert, den Lebensmittel in Deutschland genießen. "Die Deutschen geben gerade mal zwölf Prozent ihres Einkommens für Lebensmittel aus, und bei uns sind die meisten Produkte schon viel günstiger als in den anderen EU-Ländern."Kritisch sieht Blum aber auch die Entwicklung beim Anbau von Bio-Energie-Pflanzen. Experten kritisieren, die Konkurrenz von Tank und Teller mache Getreide teurer. Schlechte Ernten haben innerhalb eines Jahres den Getreidepreis verdoppelt. Auch Blum sieht eine Fehlentwicklung: "Man kann die Fläche nur einmal nutzen."

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