Ein Landkreis, mehrere Autokennzeichen

Mainz · Aus Liebe zu ihrer Heimat würden viele Menschen gerne mit Kennzeichen an ihrem Auto fahren, die abgeschafft worden sind. Das Land hatte lange Bedenken, gibt aber nun seinen Widerstand auf. Das bestätigt Verkehrsminister Roger Lewentz (SPD) dem TV.

Mainz. Ein Professor aus Heilbronn entdeckte vor zwei Jahren ein "kleines, nettes Thema", wie er selbst sagt. Ralf Bochert, Experte für Volkswirtschaftslehre, rief die "Initiative Kennzeichenliberalisierung" ins Leben. Studenten schwärmten daraufhin in 144 deutschen Städten aus und fragten Bürger nach ihrer Meinung zu Nummernschildern. Das Ergebnis war stets eindeutig: Im Schnitt wünschten sich drei Viertel der Befragten Kennzeichen zurück, die im Zuge von Verwaltungsreformen im Laufe der Zeit verschwunden waren.
Die Mühlen der Politik mahlen bekanntlich mitunter langsam, erst recht in dieser Frage, wo ein Abstimmungsprozess zwischen Bund und Ländern erforderlich ist. Doch nun steht fest: Das Engagement des Professors zahlt sich aus, die Altkennzeichen kehren zurück. Rheinland-Pfalz will bis Ende des Jahres die Voraussetzungen dafür schaffen.
Der TV beantwortet die wichtigsten Fragen zum Thema:

Wie stehen Bund und Länder zu den Altkennzeichen?
Der Bund steht diesem positiv gegenüber. Er muss die Zulassungsordnung ändern und hat einen entsprechenden Entwurf am 24. Januar präsentiert. Alle Bundesländer mit Ausnahme von Brandenburg befürworten Altkennzeichen.
Warum war Rheinland-Pfalz zunächst dagegen?
Die Wahlmöglichkeit zwischen verschiedenen Kennzeichen in einem Landkreis wurde als organisatorisch und wirtschaftlich nicht sinnvoll erachtet. Sie laufe auch dem Bestreben entgegen, aus Effizienzgründen größenmäßig sinnvolle und klar abgrenzbare Verwaltungseinheiten zu schaffen. Warum hat das Land seinen Widerstand aufgegeben? Verkehrsminister Roger Lewentz will als "Verfechter der Regionalität" den Wünschen der Menschen Rechnung tragen. Es entstünden keine gravierenden Nachteile, sagt er.
Welche Altkennzeichen kehren zurück? In Rheinland-Pfalz geht es um 13 Nummernschilder: BIN (Bingen), DIZ (Diez), PRÜ (Prüm), BKS (Bernkastel-Kues), GOA (St. Goar), GOH (St. Goarshausen), ROK (Rockenhausen), BZA (Bad Bergzabern), ZEL (Zell), MT (Montabaur), MY (Mayen), SAB (Saarburg) und WEB (Westerburg).
Warum werden auf den Kennzeichen keine Versicherungsnummern - also zufällige Ziffern- und Zahlenfolgen - verwendet?
Bund und Länder wollen den regionalen Bezug, der durch den Städtenamen sichtbar wird, nicht aufgeben.
Wer teilt die Altkennzeichen zu? Die Zuteilung soll nur von den Zulassungsstellen erfolgen, die bisher die Verwaltung der Fahrzeuge abgewickelt haben.
Wer kann welche Kennzeichen bekommen?
Generell soll der Wohnsitz maßgeblich sein. Wer im Eifelkreis Bitburg-Prüm wohnt, kann beispielsweise nach Wunsch entweder BIT oder PRÜ bekommen. Ein Bitburger könnte also mit dem Kennzeichen PRÜ fahren und wäre als Bitburger nicht mehr erkennbar. Im Kreis Trier-Saarburg soll es für jeden TR oder SAB geben - egal, ob man in Schweich oder Kordel wohnt.
Welche Nachteile werden befürchtet?
Verwaltungstechnisch keine. Der Aufwand hält sich laut Verkehrsminister Lewentz in Grenzen. Der Minister sieht allerdings eine "Verwässerung" von Landkreisen, wenn es dort künftig mehrere Kennzeichen gibt.
Wie geht es weiter?
Das genaue Verfahren wird Verkehrsminister Lewentz mit den kommunalen Spitzenverbänden und im Innenausschuss des Landtags klären.

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