Gefährliche Kriegslast: Keiner weiß, wo noch Bomben im Boden liegen

Trier · Wie viele Fliegerbomben aus dem Zweiten Weltkrieg noch vergraben in der Region liegen, weiß niemand. Unfälle wie in Euskirchen, wo ein Baggerfahrer durch die Explosion eines Blindgängers starb, sind daher jederzeit möglich.

 Trier, 16. Oktober 2010: Schwieriger als gedacht verlief die Entschärfung der Fliegerbombe, die in der Trierer Güterstraße gefunden worden war. 4000 Bewohner der Innenstadt mussten ihre Wohnungen verlassen.

Trier, 16. Oktober 2010: Schwieriger als gedacht verlief die Entschärfung der Fliegerbombe, die in der Trierer Güterstraße gefunden worden war. 4000 Bewohner der Innenstadt mussten ihre Wohnungen verlassen.

Foto: Hans Krämer

Trier. Es sind zumeist Zufallsfunde. Mal findet ein Spaziergänger eine Weltkriegsgranate im Wald, wie im Hochwald bei Zerf . Oder die Blindgänger landen bei Bauarbeiten auf Baggerschaufeln, wie im vergangenen Jahr in Bitburg oder vor über drei Jahren am Trierer Hauptbahnhof. Meistens geht es gut, die verrosteten Kriegshinterlassenschaften explodieren nicht und können problemlos entschärft werden. Manchmal hat ein Bombenfund fatale Folgen, wie vor zwei Wochen im nordrhein-westfälischen Euskirchen . Ein Baggerfahrer starb, als er mit der Schaufel auf eine Bombe stieß und diese dann explodierte.

Doch wo diese gefährliche Kriegsmunition liegt, weiß man nicht so genau. Eine Übersicht über Stellen, an denen noch Weltkriegsbomben unter der Erde liegen könnten, gibt es nicht, sagt eine Sprecherin der Aufsichts- und Dienstleistungsdirektion (ADD) in Trier. Bei der Beseitigung der Blindgänger in den Nachkriegsjahren bis in die späten sechziger Jahre habe es kaum Aufzeichnungen darüber gegeben, sagt Volker Scherf, Geschäftsführer des Bundes Deutscher Feuerwerker und Wehrtechniker.

Daher weiß man auch nicht, wie viele der gefährlichen Blindgänger es in der Region noch gibt. Grundstücksbesitzer sind in der Regel selbst dafür verantwortlich, dass vor Baumaßnahmen mögliche Gefahren durch Bomben beseitigt werden. Bei einem Bombenfund trägt allerdings das Land die Kosten für die Entschärfung und den Abtransport. Im vergangenen Jahr hat es in Rheinland-Pfalz 50 Bombenentschärfungen gegeben, eine davon war die in der Bitburger Innenstadt. Bundesweit gebe es jährlich bis zu 650 Bombenfunde, sagt Scherf. Der Kampfmittelräumdienst werte regelmäßig Luftbilder aus Kriegszeiten aus, um durch Einschlagkrater Bomben auf die Spur zu kommen, sagt die ADD-Sprecherin.

Bei Verdachtsfällen oder etwa wie in Zerf nach Hinweisen von Spaziergängern würden die Stellen mit Metalldetektoren abgesucht. Doch Unfälle wie in Euskirchen seien nicht zu verhindern, sagt Scherf. Auch die Gefahr, dass die rostenden Bomben irgendwann von selbst explodieren, steigt.Mehr zum Thema

Hintergrund: Chronologie von Bombenfunden in der Region seit 1994
Fotostrecke: Entschärfungen in Bitburg, Trier, Wittlich und anderen Orten

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