Ein großes Fragezeichen hinter dem Traum vom Fliegen

Bitburg · Am kommenden Montag entscheidet der Kreistag Bitburg-Prüm, ob er Frank Lamparski seine Anteile an der Flugplatz GmbH verkauft. Die Bedingung: Bis Ostern muss der Projektplaner nachweisen, dass er über 30 Millionen Euro Startkapital für den geplanten Flughafenausbau verfügt. Sonst ist Schluss.

Bitburg. Seit die Amerikaner den Luftwaffenstützpunkt Bitburg aufgaben, sind 18 Jahre vergangen. 18 lange Jahre, in denen viele Lokalpolitiker der Südeifel hartnäckig ein großes Ziel verfolgt haben: Der Flugplatz Bitburg soll mehr werden als ein unbedeutender Verkehrslandeplatz. Ein richtiger Flughafen soll er sein. Ein Flughafen, der der kleinen Kreisstadt Bitburg internationale Bedeutung verleiht.
Nie waren die Verfechter dieser Vision - an ihrer Spitze der Landtagsabgeordnete Michael Billen - dem Ziel näher als heute. Und doch ist es alles andere als gewiss, dass der Bitburg Airport Realität wird. Denn nach 18 Jahren des Wartens ist die Geduld der beteiligten Kommunen und der Bundesanstalt für Immobilienaufgaben, der der größte Teil des Flugplatzgeländes gehört (siehe Extra), nun offenbar aufgebraucht. Und das, obwohl der luxemburgische Projektentwickler Frank Lamparski noch immer beteuert, schon bald das nötige Geld zu haben, um die ehemalige Airbase bis 2022 in einen florierenden Fracht-, Werft- und Passagierflughafen zu verwandeln.
Kurz nachdem er seine großen Pläne für das Konversionsgelände 2010 erstmals öffentlich präsentiert hatte, gaben die Stadt Bitburg und der Eifelkreis Bitburg-Prüm ihm eineinhalb Jahre Zeit, Investoren für sein 400-Millionen-Euro-Projekt zu finden und einen Geschäftsplan auszuarbeiten. Mehr Zeit, als er wollte. Die Zeit verging. Die Frist lief am 31. Dezember 2011 ab. Einen geprüften Businessplan gab es nicht. Und trotz aller Versprechungen auch keinen Nachweis, dass die ersten 30 Millionen eines asiatischen Investors eingetroffen wären.
Der Kreistag Bitburg-Prüm will Lamparski nun eine letzte Chance einräumen. Am kommenden Montag entscheidet das Gremium über den Verkauf der Flugplatzanteile. Einen Verkauf, den die Mehrheit der Lokalpolitiker des Kreistags und auch des Stadtrats Bitburg (der erst später entscheidet) nach wie vor will - kostet der defizitäre Flugplatz doch jährlich viel Geld. Voraussetzung für die Übertragung der Anteile ist allerdings, dass Lamparski bis Ostern den Nachweis erbringt, dass die 30 Millionen Euro da sind und ausschließlich für den Bitburg-Airport zur Verfügung stehen. "Diese Frist ist die letzte Ausfahrt", sagt Landrat Joachim Streit. Man könne den Bund, dem die Rollbahn gehört, nicht ewig hinhalten. Der Kaufvertrag ist laut Streit derzeit in der Endabstimmung.
Er enthält zahlreiche Bedingungen, die bereits 2010 in einer Absichtserklärung festgehalten wurden. Eine der wichtigsten lautet: kein Nachtflug. Zudem fordern die Kommunen ein Mitspracherecht. Wenn Lamparski den Vertrag unterzeichnet, verpflichtet er sich, innerhalb von zwei Jahren ein Flugsicherheitssystem zu installieren und fünf Millionen Euro in die Infrastruktur des Flugplatzes zu investieren. Sollte ihm dies nicht gelingen, muss er den Altgesellschaftern - und das ist neu - statt 800 000 Euro nun zwei Millionen Euro zahlen, die er als Bankbürgschaft hinterlegt. Zudem sollen die Gemeinden rings um den Flugplatz pro startendem oder landendem Flugzeug eine Lärmentschädigung erhalten.
Ob es allerdings jemals so weit kommt, dass laute Fracht- oder Passagierflugzeuge die Südeifel anfliegen und die 18 Jahre alte Vision Wahrheit wird, ist so ungewiss wie eh und je.Extra

Der Bund will Geld sehen: Der Flugplatz Bitburg GmbH, deren Hauptanteilseigner Lamparski werden will, gehört der Tower des Flugplatzes. Die 190 Hektar große "Flugbetriebsfläche" hingegen ist im Besitz des Bundes. Dazu zählen die 3000 Meter lange Start- und Landebahn, Taxiways, Vorfelder und diverse Hallen. Nach TV-Informationen müsste Lamparski rund 18 Millionen Euro zahlen, um das Gelände zu kaufen. Bis Ende 2011 hatte die Bundesanstalt für Immobilienaufgaben (Bima) ihm ein Vorkaufsrecht eingeräumt. Nach Auskunft des Bima-Sprechers Norbert Kraff ist die Bundesanstalt auch weiterhin bereit, an Lamparski zu verkaufen. Allerdings fordert sie bis zum 29. Februar einen Beleg dafür, dass die versprochenen 30 Millionen Euro da sind. Liegt dieser Beleg bis dahin nicht vor, wird sie mit alternativen Planungen im Bereich der regenerativen Energien beginnen - da ihr "wegen des Wegfalls der Förderung zum Jahresende sonst die Zeit wegläuft". Bereits vor Jahren lagen der Bima Anfragen großer Solaranlagenbetreiber aus Deutschland, Europa und Fernost vor. Ein Speicherer Unternehmer, die Stadtwerke Trier und die Firma Juwi hatten Interesse bekundet, auf dem Konversionsgelände die größte Photovoltaikanlage Deutschlands zu bauen. Zur Sicherheit will die Bima bald mit dem Planen beginnen. Für den Fall, dass Lamparski dann doch noch den gewünschten Beleg bringt, die Anteile der Flugplatz GmbH besitzt, den Kaufpreis, die Notargebühren und die Grunderwerbssteuer hinterlegt, sei die Bima auch nach Februar bereit, mit Lamparski die Idee des Bitburg Airports zu verwirklichen. kahExtra

Die Flugplatz Bitburg GmbH ist Eigentümerin des Bitburger Towers und eines benachbarten Tanklagers. Projektentwickler Frank Lamparski gehören bereits 40,53 Prozent der GmbH-Anteile. Der Eifelkreis Bitburg-Prüm hält 37,89 Prozent und die Stadt Bitburg 16,32 Prozent. Weitere Anteilseigner sind die Adolf Hess GmbH (2,63) sowie die Hermann Köppen KG (2,63 Prozent). Im Mai 2010 hat Lamparski zudem die Entwicklungs- und Betriebsgesellschaft Flugplatz Bitburg mbH gekauft. Sie trägt 26 Prozent der Verluste, die der Flugplatz macht (insgesamt 220 000 Euro pro Jahr). Daher kommt Lamparski für mehr als die Hälfte der Verluste auf. kah

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