Kampf gegen Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung

Trier · Das Multikulturelle Zentrum Trier engagiert sich seit Jahren gegen rechtsextreme Gruppen und Aktivitäten. Der Verein landete auf der Liste der rechtsterroristischen Vereinigung "Nationalsozialistischer Untergrund" (NSU), die im Zuge der Ermittlungen um das Zwickauer Neonazi-Trio gefunden wurde.

Trier. "Wir gehen davon aus, dass die regionale rechtsextreme Szene den Namen unseres Vereins weitergeleitet hat und wir auf diesem Weg auf der Terrorliste gelandet sind", sagt Fabian Jellonek. Der Repräsentant des Multikulturellen Zentrums erklärt: "Wir leben deswegen nicht in ständiger Angst." Eine unmittelbare Bedrohung hält er für unwahrscheinlich. "Aber natürlich fragen wir uns, was geschieht, wenn in Trier ein Irrer diese Liste sieht und zur Waffe greift."
Das Multikulturelle Zentrum setzt sich gegen Fremdenfeindlichkeit und Ausgrenzung ein. Die Aktivitäten der rechten Szene hat das Zentrum genau im Blick. "Seit Jahren werden Menschen, die nicht in das Weltbild der Rechtsradikalen passen, bedroht und angegriffen", sagt Fabian Jellonek. "Auch in Trier."
Die NPD Trier habe intensive Kontakte zu Kameradschaften in Rheinland-Pfalz und im Saarland, besonders zu Gruppen aus dem Donnersbergkreis, Völklingen, Saarlouis und Zweibrücken. "Eine organisierte Gruppe von Trierer Hooligans, Suburbia Rebels, pflegt zudem Kontakte zu rechtsradikalen Hooligans, der sogenannten Fraktion H des Berliner Vereins BFC Dynamo." Generell habe der harte Kern der Trierer Fußballfans aber keine Wurzeln in der rechtsextremen Szene, betont ein Staatsschützer.
Die rechtsradikale Szene sei in der Region sehr aktiv gewesen. Die NPD versuchte ein Schulungszentrum in Gonzerath (Landkreis Bernkastel-Wittlich) aufzubauen. "In Trier fanden Neonazi-Aufmärsche unter Beteiligung von gewaltbereiten Rechtsradikalen statt", betont der Sprecher des Multikulturellen Zentrums. Allein in den vergangenen drei Monaten habe es in Trier vier Kundgebungen der NPD gegeben. "Mit dem Ausschluss von Safet Babic aus dem Stadtrat ist die Präsenz der NPD Trier nicht geringer geworden, sondern hat sich vielmehr verstärkt", sagt Jellonek. Der Stadtrat Trier hat den NPD-Aktivisten Babic einstimmig ausgeschlossen, nachdem dieser wegen gemeinschaftlicher gefährlicher Körperverletzung zu einer siebenmonatigen Freiheitsstrafe verurteilt worden war (der TV berichtete mehrfach).
In Trier habe es 2011 mehrere Straftaten mit rechtsradikalem Hintergrund gegeben. Der Vertreter des Multikulturellen Zentrums zählt auf: "Im März wurden Trierer Sinti, unter ihnen ein Überlebender des Holocaust, nachts durch vorbeifahrende Jugendliche beleidigt und mit Flaschen beworfen. Im Juni wurden ausländische Studierende von drei Neonazis auf der Römerbrücke zusammengeschlagen und mussten im Krankenhaus behandelt werden."
Jellonek kritisiert: "Nach unserer Erfahrung werden rechte Straftaten seitens der Polizei oft nicht als solche erkannt und auch nicht konsequent verfolgt." Auch die Ordnungsämter greifen seiner Ansicht nach nicht konsequent durch.
Als Beispiel nennt er eine genehmigte NPD-Kundgebung im direkten Umfeld einer Veranstaltung der Linken mit ihrem Bundestagsfraktionsvorsitzenden Gregor Gysi im Oktober in Trier. Die Linke, so Jellonek, sei erst zwei Stunden vor Veranstaltungsbeginn über die NPD-Kundgebung informiert worden. "Ein solcher Vorfall darf sich nicht wiederholen." Beratungsknoten Trier-Eifel: Im Beratungsnetzwerk gegen Rechtsextremismus Rheinland-Pfalz ist eine neue Regionalstelle aktiv: Der "Beratungsknoten Trier-Eifel" will helfen, wenn Menschen von rechtsradikalen Aktivitäten betroffen sind, gesellschaftliches Engagement entfachen oder Netzwerke gegen Rechtsextremismus beziehungsweise für Toleranz, Vielfalt und Demokratie knüpfen wollen.
Die kostenlose Unterstützung ist angesiedelt bei der Arbeitsgemeinschaft Frieden e.V. Trier. Kontakt: Telefon 0176-30491263, Mail: beratungsknoten-tr@lsjv.rlp.de, Internet: www.beratungsnetzwerk-rlp.de jp

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