Händeringend gesucht: Konzepte für die Pflege der Zukunft

Trier · Die Zahl der Menschen in der Region, die Pflegeleistungen brauchen, wächst immer weiter. Nach aktuellen Daten des statistischen Landesamtes werden im ehemaligen Regierungsbezirk Trier 14.400 Betroffene über die Pflegeversicherung unterstützt. Die Tendenz ist steigend. Der Trierische Volksfreund beleuchtet das Thema in einer neuen Serie, die heute startet.

Trier. Die Zahl der Pflegebedürftigen hat von 2009 bis 2011 um 5,3 Prozent zugenommen. Rechnet man bis 2003 zurück, beträgt der Anstieg in der Stadt Trier und den vier Kreisen sogar 19 Prozent.Was das genau kostet, wird statistisch nicht erhoben. Jeder Einzelfall ist anders, vom bescheidenen Pflegegeld-Obolus für Angehörige bis zur stationären Vollversorgung eines Komplett-Pflegefalls. Seriöse Studien gehen jedoch von durchschnittlich 2200 Euro aus, die monatlich pro Patient aufgewendet werden müssen. Das würde bedeuten, dass in der Region 380 Millionen Euro jährlich in die offiziell bezahlte Pflege fließen.

Mehr als die Hälfte bleibt dabei an den Betroffenen selbst und ihren Familien hängen. Etwa 40 Prozent steuern die Kassen bei - was in der Region wiederum gut 150 Millionen Euro ausmacht.
Experten sagen voraus, dass sich die Zahl der zu Pflegenden und damit auch die Kosten erheblich erhöhen werden. Von einer "dramatischen Entwicklung in den kommenden Jahren" spricht Ernst Schimmel vom Sozialverband VdK Rheinland-Pfalz.
Zukunft der Pflege - Pflege der Zukunft


Neben den Kosten zeichnet sich das Problem ab, dass zu wenig qualifiziertes Pflegepersonal zur Verfügung stehen wird. In der Region Trier kommt erschwerend die Nähe zu Luxemburg dazu, das ausgebildete Arbeitskräfte mit wesentlich besseren Bedingungen anlockt.
Parallel ist eine Debatte über die künftige Form der Pflege entstanden. Das klassische Heim wird den Bedarf der Generationen, die in den nächsten 35 Jahren alt werden, alleine nicht mehr decken. Die Politik fordert neue Ansätze für die häusliche Pflege, auch jenseits der traditionellen Familie.
Bislang fehlt es aber, anders als bei Arbeitsmarkt- und Rentenpolitik, an einem großen konzeptionellen Ansatz. "Das Thema Pflege liegt noch weit von uns weg, damit beschäftigt sich niemand gern", glaubt Eckhard Knappe, langjähriger Professor für Gesundheitsökonomie an der Uni Trier.

Extra: Der Trierische Volksfreund beleuchtet das Thema in einer neuen Serie, die heute startet. Weitere Beiträge sowie aktuelle Meldungen zur Pflege und Pflegeversicherung lesen Sie in unserem Dossier: www.volksfreund.de/pflege

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