Straßenstrich, Bordelle, Privatclubs: Prostitution in der Region nimmt zu

Trier/Luxemburg · Das Rotlicht-Milieu in und um Trier breitet sich immer mehr aus. Da die Freier öfter nach Sex ohne Kondom verlangen, kehren fast vergessene Krankheiten wie Syphilis zurück. Das Trierer Gesundheitsamt warnt vor den Folgen und reagiert mit einem neuen Angebot für Prostituierte auf diesen Trend.

Die Region Trier scheint für die überwiegend aus Osteuropa stammenden Sexarbeiterinnen ein beliebtes Pflaster zu sein. Insidern zufolge ist das Angebot insbesondere in der Stadt Trier in den vergangenen zwei bis drei Jahren explodiert - erscheint den Damen die Nähe zu Luxemburg und Frankreich doch finanziell vielversprechend.

Ein Prozess, der auch für die Einheimischen erkennbar ist. Nicht nur, weil immer neue Betriebe hinzukommen - wie ein umstrittenes Flatratebordell. Sondern auch, weil das Gewerbe näher rückt und sichtbarer wird: Ganz normale Wohnhäuser dienen als Puff und der seit 2011 existierende Straßenstrich wächst zunehmend über die Grenzen Triers hinaus Richtung Luxemburg oder Ruwertal, sodass sich Bürger, Verwaltungen und selbst Richter intensiv mit dem Thema befassen, das gestern Abend auch den Trierer Stadtrat beschäftigte.

Die Sorge, dass die Entwicklung Menschenhändler, Zuhälter und andere Kriminelle mit sich bringt, treibt zwar auch die Prostituierten um. Die aktuelle Kriminalstatistik gibt darauf allerdings keinen Hinweis.

Doch bringt der Boom ein anders Problem mit sich: sexuell übertragbare Krankheiten. Die Trierer Frauenrechtlerin Florence Humbert prangert an, dass immer mehr Freier Sex ohne Kondom verlangen - und so nicht nur die Prostituierten, sondern auch sich selbst und ihre ahnungslosen Partnerinnen gefährden. Die Leiterin eines Trierer Etablissements bestätigt dies. Ständig riefen Männer an, die nach ungeschütztem Verkehr fragen.

Das Gesundheitsamt in Trier hat das Problem erkannt und reagiert mit einem neuen Angebot: kostenlosen und auf Wunsch anonymen gynäkologische Untersuchungen, Beratung und Präventionsarbeit. Obwohl erst 30 Prostituierte, das Angebot genutzt haben, hat die zuständige Gynäkologin Barbara Noldin-Bretz bei ihnen bereits diverse sexuell übertragbare Krankheiten diagnostiziert, darunter Syphilis, Hepatitis oder Chlamydien. Bis die erste HIV-Diagnose kommt, ist es ihrer Ansicht nach nur eine Frage der Zeit. Noldin-Bretz zufolge sind viele der Frauen nur schlecht über Risiken aufgeklärt. Die Leiterin des Trierer Etablissements würde sich wünschen, dass "die Mädchen" zu Untersuchungen verpflichtet werden.

Meinung: Der Gesetzgeber muss handeln

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