Erfolgreiche Doppelstrategie: Wie Malu Dreyer politisch agiert

Trier · Die Arbeitsweise und die strategischen Ansätze der künftigen Ministerpräsidentin kann man seit acht Jahren in Trier aus der Nähe beobachten. Malu Dreyer hat der örtlichen SPD, die lange vor sich hin dümpelte, in kurzer Zeit ihren Stempel aufgedrückt.

Es war im Jahr 2004, als den Trierer Sozialdemokraten eine Art Wunder ins Haus schneite: Malu Dreyer, durch Heirat zur Wahl-Moselanerin geworden, erschien den darbenden Sozis als weiblicher Messias. Kaum hatte sie ihren Wohnsitz verlegt, wählten die Genossen den Pfalz-Import zur Parteichefin.

Dreyer entwickelte eine ganz eigene Doppel-Strategie: Mit einer Freundlichkeits-Offensive nach außen eroberte sie die Stadt im Sturm, sammelte Sympathien durch authentische Volksnähe und wurde für viele Trierer rasch "et Malu". Derweil schwang sie parteiintern den eisernen Besen, schob die herrschende SPD-Truppe mit sanftem Druck aufs Altenteil, installierte junge Leute ihres Vertrauens in wichtigen Positionen - und rasierte notfalls ab, was sich nicht fügen wollte. Der einst müde Laden wurde ordentlich auf Trab gebracht.

Mit Ehemann Klaus Jensen fand sie den richtigen OB-Kandidaten und bescherte ihrer SPD den größten kommunalpolitischen Erfolg in deren Geschichte. Bei der Stadtratswahl gelang es, eine Mehrheit jenseits der CDU zusammenzuschmieden. Ihren Gegenkandidaten um das Landtags-Direktmandat schlug sie derart verheerend, dass er prompt seinen Rückzug aus der Politik ankündigte.

Allerdings zeigten sich die Grenzen des "Systems Dreyer" da, wo sie die Fäden nicht selbst in der Hand hielt. Im Alltagsgeschäft der Ratsarbeit zerbröselte die Ampel-Koalition, von der Aufbruchstimmung ist nichts geblieben. Auf der Habenseite kann Dreyer aber die bemerkenswert geräuschlose Nominierung der starken Bundestagskandidatin Katarina Barley buchen.

Übernimmt Dreyer den Chefsessel in Mainz, wird sie freilich noch weniger Zeit haben, sich um die Partei-Geschäfte in Trier zu kümmern. Und die "nachwachsenden Rohstoffe" sind noch nicht so weit. Sven Teuber, Fraktionsvorsitzender und Dreyers Landtags-B-Kandidat, wird sich wohl in Geduld fassen müssen, was den Wechsel in einen hauptamtlichen Polit-Job angeht.

Auch die Frage einer möglichen Jensen-Nachfolge steht an - vielleicht schaut Malu Dreyer ja mal im Kurfürstlichen Palais vorbei.

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