„Wie zwei Fehlzündungen“ - Rätselraten nach Tornado-Absturz in der Eifel

Büchel · Die Eifel ist offenbar knapp an einer Katastrophe vorbeigeschrammt. Direkt neben einer Autobahn stürzt ein Tornado der Bundeswehr aus unbekannter Ursache in einen Wald, die Piloten können sich retten.

 Archivfoto Januar 2014: Der abgestürzte Tornado liegt in einer Waldschneise.

Archivfoto Januar 2014: Der abgestürzte Tornado liegt in einer Waldschneise.

Foto: Markus Kroth, Taktisches Luftwaffengeschwader 33

(dpa/lrs) - Gekappte Baumstämme und verstreute Äste weisen den Weg zur Absturzstelle des Kampfjets an der Autobahn 48. Am späten Donnerstagabend stürzt hier wenige Meter vom Asphaltband entfernt eine Tornado-Maschine der Bundeswehr in den Wald. Das unbewohnte Gebiet nahe Laubach (Kreis Cochem-Zell) wird binnen kurzer Zeit weiträumig abgesperrt. Rot-Weißes Flatterband weht am Freitag im Wind, „Militärischer Sicherheitsbereich“ steht auf Schildern, daneben Soldaten mit Funkgeräten. Waldwege sind gesperrt, ein Hubschrauber zieht seine Kreise, reihenweise sind Bundeswehr-Fahrzeuge unterwegs. Es geht hektisch zu in der sonst so beschaulichen Eifel-Gegend.

Die Unglücksmaschine gehört zum Taktischen Luftwaffengeschwader 33, das auf dem nahen Fliegerhorst Büchel stationiert ist. Dort lagern nach Einschätzung von Experten aus den Zeiten des Kalten Kriegs noch 10 bis 20 US-Atomsprengköpfe. Die Lichter der Landebahn am Hang sind vom Wald, in den der Jet stürzte, schon zu sehen. Keine fünf Kilometer waren es für die Piloten mehr bis zur Landung, wie der Commodore des Geschwaders, Oberst Andreas Korb, schildert. Warum es zu dem Unglück kam, ist noch unklar. Bislang spricht nichts für einen technischen Defekt.

Unter dem Strich hätte das Unglück wohl noch schlimmere Folgen haben können, sind doch einige Ortschaften nur wenige Kilometer von der Absturzstelle entfernt. „Das ist Gott sei Dank glimpflich ausgegangen“, sagt auch Commodore Korb.

In der Umgebung wird der Vorfall heiß diskutiert. „Stellen Sie sich vor, da fliegt mal ein Tornado auf die Autobahn“, sagt eine Verkäuferin in einer Bäckerei im nahen Kaisersesch und erzählt, dass ihre Tochter in der Nacht zuvor einen dumpfen Schlag gehört habe. Andere Anwohner haben sich auf den Weg zu dem Waldstück gemacht und versuchen, einen Blick auf das Wrack zu erhaschen. Allerdings vergeblich, denn alle Zugänge sind von Polizisten oder Feldjägern abgeriegelt. Sogar eine Luftsperrzone wurde eingerichtet.

„Hier kommen häufiger abends Flieger im Landeanflug“, erzählt Stephan Breuszer, der in dem wenige Hundert Meter von der Autobahn entfernten Breitenbruch wohnt. In der Nacht habe er Sirenen gehört, weiter aber nichts mitbekommen. Bei Patrick Brengmann aus Masburg nördlich der Absturzstelle ist das anders. Er habe am Abend mehrere Flieger gehört. „Der letzte war ziemlich leise“, erinnert er sich. „Dann war da so was wie zwei Fehlzündungen - und dann ein Krachen.“ Er sei dann mit einem Kumpel zur Autobahn geeilt, und sie hätten aus der Ferne das brennende Wrack im Wald gesehen.

Die Piloten konnten sich mit dem Schleudersitz retten, einer landete in einem Baum und musste von dort geborgen werden. Dafür wurde eigens eine längere Leiter der Feuerwehr Cochem herbeigeschafft.

Bis die Ursache des Unglücks bekannt ist, dürfte es noch eine Weile dauern. „Die Ermittlungen laufen“, sagt er. Solche Flugunfalluntersuchungen würden stets sehr akribisch vorgenommen, um Wiederholungen auszuschließen - sei es nun ein menschlicher Fehler oder technisches Versagen. „Das kann seine Zeit dauern.“

Wichtig sei erst einmal, dass es den Piloten gutgehe. Wann der Jet aus dem unwegsamen Gelände geborgen werde, sei auch noch nicht klar. Und dann ergänzt er, dass die Tornados zwar schon seit 1985 in seinem Geschwader in Betrieb seien. „Dennoch werden sie kaum ein technisches Gerät finden, was so gut gewartet, so gehegt und gepflegt wird, wie ein Kampfflugzeug der Luftwaffe.“

Ursache für Tornado-Absturz bei Laubach noch unklar - Bisher keine Hinweise auf technischen Defekt

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