"100 Euro - zum Ersten…"

LONGUICH. Ein Jahr lang griffen die Kinder der Kindertagesstätte St. Laurentius in Longuich regelmäßig zu Pinsel und Farbe. Das Ergebnis kann sich sehen lassen: eine Ausstellung, eine Auktion, die fast 350 Euro für den Kindergarten eingebracht hat und 44 strahlende Kindergesichter.

Fachsimpeln über Kunst in der Kindertagesstätte St. Laurentius: "Wie hieß der noch mal, dessen Bilder wir gemalt haben?", überlegt Franziska Schlöder (5) angestrengt. "Ich weiß es. Monet!", hat Alina Cieslik (6) einen Geistesblitz. "Das war ein Mensch, aber der ist schon gestorben", mischt sich Dominik Deutsch (4) in das Gespräch unter kleinen Kunstkennern. Kunstliebhaber, das sind sie mittlerweile alle, die 44 Jungen und Mädchen des Kindergartens Longuich.Monet, Miró und Marc als große Vorbilder

Ein Jahr lang drehte sich vieles um Maltechniken und um Rot, Gelb und Blau, die drei Grundfarben, die zum Mischen und Experimentieren einluden. "Mit Wachsmalstiften und Filzmalern, mit Wasser- und Acrylfarben haben die Kinder Kunstwerke kreiert", sagt Irmtraud Sperl, Leiterin des zweigruppigen Kindergartens. Gruppenweise eiferten die vom Malen begeisterten Kinder drei großen Künstlern nach: Vorgezeichnete Bilder von Claude Monet, Joan Miró und Franz Marc füllten die Nachwuchsmaler mit Farbe. Für den großen Tag zum Projektabschluss, die Ausstellung mit Versteigerung der Werke, haben Erzieherinnen und Kinder sich noch einmal mächtig ins Zeug gelegt: Auf festlich mit weißen Decken und roten Schleifen geschmückten Stehtischen im Foyer des Kindergartens brennen Kerzen. Die Gemälde stehen auf Staffeleien. Noch sind sie geheimnisvoll unter bunten Seidentüchern verhüllt. Langsam füllt sich das Foyer. Vorwiegend Eltern sind gekommen, um zu sehen, was ihre Kinder im letzten Jahr auf die Beine gestellt haben. Zur Begrüßung gibt es Sekt und Saft. Fein herausgeputzte Mädchen reichen Kanapees auf silbernen Tabletts. Dass keiner der eingeladenen Gewerbetreibenden gekommen ist, ist der einzige Wermutstropfen an diesem bunten Vormittag. Zur Begrüßung haben die Vorschulkinder ein paar Zeilen auswendig gelernt. Aufgeregt zupft Franziska an ihrem Kleid und beißt sich immer wieder auf die Lippen. Gleich ist es so weit, dann muss sie den lang eingeübten Reim aufsagen. Sie erzählt von Maltechniken. Gut, wenn man eine Freundin hat. Deren Hand sucht sie nach dem Aufsagen. Die Fünfjährige hat es geschafft, vor 50 Menschen zu sprechen, erntet Applaus und strahlt über das ganze Gesicht. Während des lautstark vorgetragenen Liedes "Bring mir die Farben" enthüllen Erzieherinnen die farbenfrohen Bilder. Applaus belohnt die kleinen Künstler.Auktionator mit klaren Regeln

Jetzt ist Alt-Ortsbürgermeister Josef Schmitt als Auktionator gefragt. "Unter einem Euro läuft nichts, das ist zuviel Zählerei", stellt er von Anfang an klare Regeln auf. "Die Farben bestechen, so ein Bild müssen sie unbedingt im Wohnzimmer haben", animiert er die Bieter. Das "Miró"- Duplikat geht für 112 Euro an einen Vater. Das Gemälde à la Franz Marc läst sich Ortsbürgermeisterin Kathrin Schlöder nach einer aufregenden Gebotsschlacht 145 Euro kosten. "Ich werde das Bild in das neue Gemeindebüro hängen", sagt Schlöder, die die Projektidee des Kindergartens als beispielhaft lobt. "Zum Ersten, zum Zweiten und zum Dritten", verkündet Schmitt, und nach einem kräftigen Hammerschlag auf das Stehpult geht das dritte Werk, ein signierter "Kindergarten-Monet" für 85 Euro an einen Vater. Für eine halbe Stunde verwandelte sich das Kindergartenfoyer in ein Auktionshaus mit prickelnder Atmosphäre. Eine schöne Erfahrung für die jungen Künstler. Die Ausstellung ist bis Anfang Oktober zu bewundern.

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort