150 Anlieger müssen zahlen

MEHRING. Im Schnitt zwischen 300 und 2000 Euro müssen die Anlieger im alten Mehringer Ortskern zahlen. Damit wird der Mehrwert ihrer Grundstücke abgegolten.

Mehring im Jahr 1980: Ein Ort, der, so Planer Jürgen Sommer, "mehr schlecht als recht", vor sich her dümpelte und "in dem nirgendwo Investitionen festzustellen waren". Mehring im Sommer 2003: Ein schmucker Ort mit intakter Infrastruktur, in dem es sich gut leben lässt. In den 23 Jahren hat sich viel getan. Jürgen Sommer von der Planungsgemeinschaft Heichel in Bonn hat viele Aktivitäten im Sanierungsgebiet "Ortskern" begleitet. Land und Bund haben drei Millionen Euro investiert, die Gemeinde zahlte eine Million. Die Bürger bekamen für private Vorhaben Zuschüsse, griffen aber auch selbst tief in die Tasche. Das Baugesetzbuch schreibt vor, dass Grundstücks-Besitzer den Mehrwert, den ihr Grund und Boden durch die Sanierung bekommt, ausgleichen müssen. Im Sanierungsgebiet "Ortskern" betrifft dies circa 150 Grundstücks-Eigner. 60 von ihnen informierten sich am Dienstag darüber, was sie erwartet. "Im Schnitt 300 bis 2000 Euro", sagte Wolfgang Düpre (Bauverwaltung). In der Kernzone (Bachstraße) zum Beispiel steigt der Grundstückswert von 62 auf 68 Euro. Auf einige Anlieger, deren Grundstücke erschlossen wurden und damit baureif gemacht wurden, kommen allerdings bis zu 25 000 Euro zu. Detailliert informiert werden die Betroffenen in den kommenden Wochen. Wenn sie Einwände haben, können sie bei der VG-Verwaltung vorstellig werde. Bei "nachvollziehbaren Gründen" (Düpre) könne die Summe nach unten korrigiert werden. Im Oktober oder November werden dann die Bescheide verschickt. Gegen sie kann Widerspruch eingelegt werden, der allerdings keine aufschiebende Wirkung hinsichtlich der Zahlung hat. Bürgermeister Berthold Biwer und Wolfgang Düpre versicherten, dass die Verwaltung über Ratenzahlungen und Stundungen mit sich reden lasse. "Keiner muss sein Häuschen verkaufen", sagte Ortsbürgermeister Helmut Reis. Fast drei Stunden dauerte die Informationsveranstaltung, in der Klaus Olejnizak, Vorsitzender des Gutachter-Ausschusses, die Wertermittlung erläuterte. Zufrieden gingen die Anlieger dennoch nicht nach Hause. Das erwartete aber auch niemand. Lange Jahre habe man sie in dem Glauben gelassen, dass sie nichts bezahlen müssten, lautete ein Vorwurf der Anlieger, nun würden sie von heute auf morgen zur Zahlung aufgefordert. Ungerecht sei, dass Leute, die vor einigen Jahren ein Haus oder Grundstück erworben und dafür schon den "Nach-Sanierungs-Preis" bezahlt hätten, erneut zur Kasse gebeten werden. Über eine solche Art von doppelter Wertabschöpfung könnten die Betroffenen mit der Verwaltung reden, hieß es. Eine weitere, wenn auch noch vage Hoffung: Die Verwaltung prüfe, ob Anlieger, die jetzt zahlen müssten, in den kommenden 15 Jahren von den wiederkehrenden Beiträgen befreit werden, sagte Alois Porten (Finanzverwaltung).

Meistgelesen
Neueste Artikel
Zum Thema
Aus dem Ressort