150 wechselvolle Jahre

BEKOND. Auf der Empore der katholischen Pfarrkirche St. Clemens steht ein kleiner, aber feiner Schatz, der die vielfältige Orgellandschaft an der Mosel bereichert. Die Rede ist von der Breidenfeld-Orgel, deren 150. Jahrestag der Einweihung man nun feiert. In Bekond kann man sich noch nicht so lange an ihrem Klang erfreuen. Dort thront sie erst seit 1901.

Der Name Heinrich Wilhelm Breidenfeld hat bei Orgelkennern und Orgelfreunden in der Moselregion einen überaus guten Klang. 1789 wurde er in Hattingen/Ruhr geboren. Aufmerksam machte der Orgelbaumeister, der sich in Münster/Westfalen niedergelassen hatte, durch einen Umbau der Domorgel, weshalb er vom dortigen Domkapellmeister für einen Orgelneubau im Trierer Dom empfohlen wurde. Den Auftrag erhielt er 1833. Fünf Jahre später ließ sich der Meister endgültig in Trier nieder und legte so den Grundstein für eine überaus erfolgreiche Werkstatt, die bis 1906 tätig war. 1855 erbaute Breidenfeld eine neue Orgel (Foto: Gerhard W. Kluth) für die katholische Pfarrkirche St. Martin in Bassenheim, die 1901 den Bekondern zum Kauf angeboten wurde. Davor musste sich die Pfarrei mit einem Harmonium behelfen. Die Geschichte der Orgel in ihrem neuen Zuhause war sehr wechselhaft. So wurde sie offensichtlich schon beim Wiederaufbau oder früher um vier Stimmen verkleinert, denn in Bassenheim ist von 19 Registern die Rede, in Bekond aber wurden nur 15 Register aufgebaut. Orgelpfeifen für die Rüstung

Auch dem Zeitgeschehen musste sie ihren Tribut zollen und für Rüstungszwecke im Ersten Weltkrieg ihre besonders zinnhaltigen Prospektpfeifen einbüßen. Nach weiteren Umbauten in den 60er-Jahren reiften ab 1982 die Überlegungen in der Pfarrei für eine gründliche Restaurierung des Instrumentes, die mit einer feierlichen Einweihung im Jahre 1996 abgeschlossen wurde. Äußerlich machen sich diese Arbeiten, die von einer Orgelbaufirma aus dem saarländischen Heusweiler ausgeführt wurden, durch die neuen, jetzt wieder in glänzendem Zinn gefertigten Pfeifen in der Front des Gehäuses bemerkbar. Die meiste Arbeit aber steckte im Innern, für den Betrachter nicht sichtbar. Zwei komplette Pfeifenreihen wurden rekonstruiert, Fehler in der Technik wurden entsprechend der gediegenen Handwerkskunst Breidenfelds beseitigt und das in massiver Eiche gefertigte Gehäuse saniert. Mit diesen Maßnahmen hat die Pfarrei einen bedeutenden kunsthistorischen Schatz für die Nachwelt erhalten. Die Orgel in Bekond ist das älteste erhaltene Instrument Breidenfelds in der Region Trier. Lediglich ein kleines Instrument in Nordherringen von 1836 und die große Orgel von 1854 in der Dieblicher Pfarrkirche sind älter. Viele der etwa 90 Neu- oder Umbauten, die Heinrich Breidenfeld und später seine Söhne fertigten, fielen dem Zweiten Weltkrieg zum Opfer oder wurden später durch neue Instrumente ersetzt, weil man ihren Wert nicht erkannte und sie dem Zeitgeschmack nicht mehr entsprachen. Umso größer ist das Verdienst der Pfarrgemeinde St. Clemens, die sich für ihre Orgel entschieden hat. Am Sonntag, 20. November, wird der Kirchenchor Naurath/Föhren/Bekond um 17 Uhr den Geburtstag der Orgel mit einem Konzert feiern. Aufgeführt wird auch die Spatzenmesse von Mozart.

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