16 Nationen lernen Frieden - Grundschule Wincheringen ist jetzt Europaschule
Wincheringen · 22 Schulen haben sich in Rheinland-Pfalz um das Prädikat Europaschule beworben, 18 bekamen es, aber nur eine davon ist eine Grundschule. Und die steht in Wincheringen. Hier lernen Kinder von Anfang an, dass mit Verständigung, Toleranz und Akzeptanz auf Dauer Frieden gesichert werden kann. Sie sind fit für Europa.
"Wenn es immer noch Krieg gäbe, hätten sich meine Eltern nie kennengelernt, und mich gäbe es gar nicht", sagt die Deutsch-Französin Selma. "Leute aus anderen Ländern kennenlernen, sich austauschen, verstehen, dann gibt es bestimmt keinen Krieg mehr", da ist sie ganz sicher.
Die Zehnjährige ist Schülerin der 4 b in der Grundschule Wincheringen. Sie weiß: "Aus Erbfeinden können doch Erbfreunde werden." So wie ihre Eltern eben.
Die Schule ist die einzige Grundschule in Rheinland-Pfalz, die jetzt unter 18 Mitbewerbern vom Land das Prädikat "Europaschule" verliehen bekam. Um dieses Prädikat zu erhalten, muss eine Schule über ein deutliches Europaprofil verfügen sowie erweiterte Fremdsprachenangebote, internationale Begegnungen, Europaprojekte und weitere Qualifikationen nachweisen. Dies wird alle fünf Jahre überprüft.Rap über Europa
Schulleiterin Maria Heidt sagt mit Stolz: "Unsere 178 Kinder haben ihre Wurzeln in 16 Nationen. Wir zeigen ihnen auf, wie wichtig Demokratie ist. Sie werden zu Europabürgern erzogen."
Evelyne Pigato unterrichtet auf Französisch, ist aber selbst Italienerin. Mit ihrer Klasse 2 b mit Schülern im Alter von sieben und acht Jahren hat sie einen "Europarap" einstudiert: "Europa, Europa, was fällt mir dazu ein..." Zum Beispiel, dass Essen überall anders, aber überall auch gut schmeckt, zweisprachig, versteht sich. "Europa wird an unserer Schule erlebbar", freut sich die Pädagogin.
Owen ist sieben Jahre alt und stammt aus Großbritannien. Er sagt in lupenreinem Deutsch: "Wir sind alle miteinander verbunden." Fiona (10) ist Luxemburgerin in der Klasse 4 b. Ihr Vater musste aus dem Kosovo fliehen. Sie macht mit vielen anderen beim grenzüberschreitenden Theaterprojekt in Bettemburg im dortigen Märchenpark mit und erklärt: "Kinder aus vier Ländern arbeiten an dem Stück um zwei Dommäuse aus Trier und der Luxemburger Prinzessin Lucina." Am 2. Juni ist Premiere.
Torben (10) ist Belgier. Er findet: "Es ist gut, dass Europa aus vielen Ländern besteht. Das ist eine schöne Gemeinschaft."
Immer wieder sagen die Kinder, dass es gut ist, keinen Krieg mehr zu haben, obwohl sie kaum ahnen, was das bedeutet. "Die Kompetenz für Frieden und Demokratie ist die Sprache", sagt Lehrerin Pigato. Die Wincheringer Grundschule ist bilingual. Es gibt auch eine Englisch-AG.
Auf ihrer Webseite www.universallanguage.eu informiert Pigato dreisprachig mit Bildern, Texten und Liedern. "Opa hat immer vom Krieg erzählt, wir erzählen vom Frieden", macht Jonas (10), ein Deutscher aus Wincheringen, den Unterschied zu früher klar.Extra
Europa, die griechische Göttin des Friedens und der Gerechtigkeit, nach der der europäische Kontinent benannt ist, hatte schon in der früheren Hauptschule Wincheringen Tradition. 2004 gewann die Hauptschule die Europamedaille für besondere Verdienste in der Europäischen Einigung, verliehen vom Europäischen Parlament. Im Wettbewerb "Europa hilft - hilft Europa?" haben die heutigen Schüler gerade den 1. Landespreis gewonnen, der am 30. Juni in Höhr-Grenzhausen überreicht wird. doth
