18-Loch-Anlage en miniature

NITTEL. (hpü) 18 Löcher auf rund 2000 Quadratmetern, ein kleines "Clubheim", zentrale Lage - vor vier Jahrzehnten sorgte sein Bau für eine weitere Attraktion im Ort, inzwischen genießt er bei den Nittelern beinahe Kultstatus: der Minigolfplatz im Gartenweg.

Fast regungslos steht Johann Meyer auf dem rot gestrichenen Beton. Konzentriert visiert er das Handteller große Loch an, das sich gut fünf Meter weiter am Ende der Bahn befindet. Mit seinem Metallschläger versetzt er dem vor ihm liegenden Kunststoffball einen leichten Stoß. Nur knapp rollt er am Ziel vorbei. Ab und zu versucht sich "Häns", wie Meyer in Nittel genannt wird, auch schon mal selbst an der Tätigkeit, die jedes Jahr hunderten Nittelern und ihren Gästen Spaß bereitet. Normalerweise ist Meyers Platz in der kleinen Holzhütte gleich neben dem Eingang. Dort rüstet er die Besucher mit Schlägern, Bällen und Schreibblöcken aus. In einer Ecke des "Clubheims" steht ein großer Kühlschrank. "Alkohol", sagt Ehefrau Elisabeth, "gibt es bei uns kaum. Bestenfalls ein Glas Wein". Seit mittlerweile 35 Jahren betreut das Ehepaar Meyer den Minigolfplatz der Gemeinde, der vorwiegend von Kindern genutzt wird. Besuchern zeigen, wie man den Schläger richtig hält, Regeln erklären, für Ordnung sorgen - zu tun gebe es immer etwas, so das Ehepaar. Wenn einmal etwas kaputt gehe, seien mitunter Ideen gefragt. "Vor einiger Zeit haben Unbekannte einige der Glaslampen, die an jeder Bahn stehen, zerstört", berichtet Elisabeth Meyer. Da haben sie kurzerhand leere Gurkengläser als Schutz über die Fassungen gestülpt. Rund 40 Jahre Spielbetrieb hatten eine Runderneuerung des Platzes erforderlich gemacht. Ausgerüstet mit Säge, Schleifmaschine, Farbe und Pinsel gingen die Meyers ans Werk. Zunächst entfernten sie die gut zwei Meter hohe Buchsbaumhecke, die das Areal umgab. Später wurden die Bahnen abgeschliffen und neu gestrichen. Auch die sanitären Anlagen unterzog Johann einer Generalüberholung. Nach etwa drei Wochen war es so weit: Der Minigolfplatz im Gartenweg erstrahlte in neuem Glanz. "Was jetzt noch fehlt, sind neue Lampenschirme", erklärt Elisabeth und deutet auf ein Gurkenglas. Für die Beleuchtung habe das Geld, das die Gemeinde zur Verfügung stellte, nicht gereicht. Ortsbürgermeister Karl-Heinz Frieden erklärt: "Ein Minigolfplatz fällt im Gemeindehaushalt unter die Kategorie ,Freiwillige Ausgaben'." Da das Geld ohnehin knapp sei und es Zuschüsse nicht gebe, müsse man sich vorerst noch mit den "Ersatzlampen" abfinden. Für Nittel habe der kleine Platz inzwischen eine große Bedeutung. Frieden begründet, bei rund 70 000 Übernachtungen pro Jahr müsse man den Gästen ein differenziertes Angebot im Ort machen. "Nicht nur Wein und viel Natur, auch eine sinnvolle sportliche Betätigung gehören dazu." Eine große Bedeutung hat der Platz auch für Elisabeth und Johann Meyer. "Mein Mann wird geradezu krank, wenn er ein paar Tage nicht hierher kommen kann", berichtet Elisabeth und schickt sich an, Enkel Marius das Spiel zu erklären. Bis der Zweijährige den für ihn übergroßen Schläger halten kann, werden wohl noch ein paar Jahre vergehen. Vielleicht haben bis dahin auch neue Lampen die Gurkengläser ersetzt.

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