Edith van den Woldenberg ist eine besondere Frau. Sprudelnd vor Ideen, mit viel Herzblut und großem zeitlichen Aufwand, leitet sie seit fünf Jahren die Gemeindebücherei Zemmer. Das Engagement der überzeugten Viel-Leserin ist ehrenamtlich und geht über ein normales Maß weit hinaus. Neben 15 Stunden im Monat für die regulären Öffnungszeiten und Sonderterminen für die Schulklassen der angrenzenden Grundschule investiert sie unzählige Stunden in die Beschaffung, Katalogisierung und Aktualisierung des Medienbestandes. Aber damit nicht genug. Um die Bücherei attraktiv zu machen, veranstaltet die gelernte Jugend- und Heimerzieherin Wettbewerbe und Preisausschreiben für die Kinder, sowie monatliche Bastel-, Spiel- und Lese-Aktionen. Dabei steht immer die Fantasie im Vordergrund. Auf "Lesereisen" nimmt sie Kinder mit in andere Länder und Zeiten, die sie stets mit passender Dekoration symbolisiert. Mit gezielter Öffentlichkeitsarbeit weist sie auf die Aktionen hin: "Alle drei Monate verfasse ich ein Informationsblatt mit Rückblicken, Terminvorschau und eigenen Buchbesprechungen", erzählt Edith van den Woldenberg. "Darin kann je ein Sponsor für zehn Euro inserieren. So kommt noch ein bisschen Geld für Bücher herein." Das ist auch bitter nötig. Angesichts knapper Gemeindekassen muss sie mit einem Jahresetat von 500 Euro für Neuanschaffungen, Fortbildungen, Büromaterial und Einrichtung auskommen. "So manche Fortbildung habe ich zugunsten neuer Bücher nicht besucht", sagt van den Woldenberg. In ihrer Freizeit durchkämmt sie Flohmärkte, Antiquariate und Buchhandlungen, spricht Verlage und Händler an - immer auf der Suche nach gutem, erschwinglichem Lesestoff. Kann sie ihn nicht auftreiben, wie im Fall eines Pferde-Buches für Erstleser, schreibt sie sogar selbst oder stellt Bilderbücher her. Aufwändungen für Einrichtung umgeht sie nach Möglichkeit: "Ich greife immer dort zu, wo etwas kostenlos abzugeben ist, wie zum Beispiel diese Regale aus der Stadtbücherei Trier. Der Rest wird aus Sperrmüllbrettern selbst gebaut", erläutert die geschickte Frau. "Wenn man nichts hat, muss man sich eben etwas einfallen lassen." Was ihr vor allem fehlt, ist Platz. Etwa 25 Quadratmeter klein ist der Raum im Gebäude der Rodter Schulturnhalle, der mit einer Auswahl von 2600 Medien für Erwachsene und Kinder zum Bersten gefüllt ist. "Würde man der Empfehlung des Ministeriums für Bildung und Kultur von zwei Büchern pro Einwohner folgen, dann müssten wir 6300 Bücher unterbringen. Dafür würde ein Raum von 180 Quadratmetern benötigt. Darüber hinaus wäre bei unserer Gemeindegröße mit einem Betrag von mindestens 3300 bis optimal 5300 Euro zu kalkulieren. 1000 davon hätte die Gemeinde aufzuwenden, damit ein Landeszuschuss fließen würde", rechnet Edith van den Woldenberg vor. Gerade heute, da der Erwerb von Lesekompetenz vordringliches Bildungsziel geworden ist, sei der Mangel an Geldern sehr bedauerlich. Mit ihrem und dem drei Jahre währenden Einsatz ihrer Schwester Alice Franken wurde die Bücherei trotz geringer Mittel zum Erfolg. Im vergangenen Jahr zählte man etwa 200 Benutzer und 4300 Entleihungen. Fast 3000 Besucher kamen zu den Veranstaltungen, zum Spielen oder um van den Woldenberg bei einer ihrer Spendenaktion für Kinder in Baga (Togo) zu unterstützen. Dafür strickt sie Accessoires oder Barbiekleider. Warum sie das alles unentgeltlich tut? "Es macht mir Spaß, und irgendwohin muss ich ja mit all meinen Ideen." Weitere Informationen über die Arbeit der Gemeindebücherei Zemmer gibt es unter der Rufnummer 06580/8388.